Buchkritik -- Florian Illies -- 1913: Der Sommer des Jahrhunderts

Umschlagfoto  -- 1913: Der Sommer des Jahrhunderts Ist das jetzt ein Buch für die Generation Golf oder für die Generation Facebook? Was erfährt der Leser? Kokoschka war notgeil und der junge Brecht ein hypochondernder Jammerlappen. Thomas Mann plagte sich mit seiner Homosexualität, wahrte jedoch den so wichtigen gesellschaftlichen Schein der "Normalität". Freund und Jung hatten einen Streit - warum wird nicht verraten, jedenfalls nicht von Florian Illies, der in seinem Buch 1913 - Der Sommer des Jahrhunderts die Befindlichkeiten der deutschen Boheme, derjenigen, die, vertraut man dem Autor, den Sommer des Jahres 1913 hauptsächlich dazu benutzten, um ihre eigenen Befindlichkeiten und Neurosen zu pflegen, beschreibt

Kein Wort von den sozialen und politischen Verwerfungen des Jahres 1913, das, wie die Generation Golf und die Generation Facebook wohl nicht mehr weiß, das letzte Jahr des Friedens vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs war. Dazu passend und die Leser nicht überfordern wollend, erwähnt der Autor mit keinem Wort die Probleme des "gemeinen Volkes", damit aber, und bestens auf der Linie des Buches liegend, immer die Wehwehchen der Boheme und ihrer jeweiligen Jünger und Jüngerinnen im Fokus behaltend.

Zugegeben, das ist auf den ersten 50 Seiten ganz nett und amüsant, wird jedoch mit jeder weiteren Seite ermüdend und langweilig. 1913 war das Geburtsjahr von Burt Lancester und Peter Frankenfeld. Prima dass der Leser das jetzt weiß, doch was hilft es ihm? Kafka wollte Felice Bauer heiraten, oder doch nicht?

1913 - Der Sommer des Jahrhunderts ist ein ärgerliche Buch, weil, wäre es das Thema einer Seminararbeit im Fach Germanistik, der oder die Autorin dafür keinen "Schein" bekommen hätte. Es ist erschreckend, mit welcher Art Buch ein Autor in diesem Land reüssieren kann, wenn er vom Feuilleton bereits zum "Olymp" deutscher Literaten gezählt wird.

Das Buch ist eine Sammlung von Klischees und Plattitüden, das von vielen Kritikern mit Verve zu einem "Bestseller" erhoben wurde. Du meine Güte, wer als Autor dermaßen schlampig arbeitet und aus Viktoria Luise eine Kronprinzessin macht und dabei nicht einmal weiß, dass die deutsche Kronprinzessin Cecilie hieß und deren Schwägerin war, der sollte sich besser auf das Schreiben von Küchenratgebern beschränken.




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