Buchkritik -- Helmut Satz -- Kosmische Dämmerung

Umschlagfoto, Buchkritik, Helmut Satz, Kosmische Dämmerung, InKulturA "Die Welt vor dem Urknall", so der Untertitel des Buches von Helmut Satz, hätte noch vor wenigen Jahren in der Gemeinde der Naturwissenschaftler für Unruhe und Empörung gesorgt, galt es doch lange Zeit als erwiesen, dass es vor dem "Big Bang" weder Raum noch Zeit gegeben hat. Inzwischen haben nicht wenige Forscher dieses Dogma aufgegeben und sich mit der möglichen Zeit und dem theoretischen Ablauf vor dem Urknall beschäftigt.

So auch der emeritierte Physikprofessor Helmut Satz, der mit seinem Buch "Kosmische Dämmerung" diese Lücke bezüglich des Moments vor dem Ursprung unseres Universums schließen möchte. Das "Vorher" des Urknalls verortet Satz und viele seiner Kollegen inzwischen in einer Blase aus einer "Urkonsistenz", bei der sich spontan - wie sich auch in überhitztem Wasser Dampfblasen bilden - ein Phasenübergang von einem höher- zu einem niederenergetischen Zustand abspielte. Und, als wissenschaftliche Spekulation, geschah das nicht nur einmal, sondern es passiert immer wieder. Unser Universum ist also mitnichten einzigartig, sondern nur eines unter vielen.

Satz erklärt - auch für den wissenschaftliche Laien verständlich - unter Anwendung neuer Theorien, wie die Welt entstanden ist, was sie physikalisch zusammenhält und was aus ihr werden wird. Dabei geht er äußerst undogmatisch vor und versucht die derzeitgen Problematiken, so z. B. das Scheitern der Einbettung der Gravitation in eine einheitliche Theorie der Kräfte oder die Voraussagen von Teilchen, für deren Existenz bisher ebenfalls noch keine Beweise und Kenntnisse vorliegen, zu erläutern.

"Wir erleben eine zweite kopernikanische Revolution", so der Autor. Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass unser Universum nicht das Ende aller Ding ist und daraus resultiert die Wahrscheinlichkeit, dass auch andere, bislang grundlegende Theorien der Naturwissenschaft überprüft werden müssen.

"Kosmische Dämmerung" ist ein zwar schmales, aber gut les- und verstehbares Buch über den aktuellen Stand der Forschung, das ohne naturwissenschaftliche Hybris daherkommt. Eine absolute Leseempfehlung für den interessierten Laien.




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Veröffentlicht am 23. Oktober 2016