Buchkritik -- Wolf Serno -- Hexensarg

Umschlagfoto, Wolf Serno, Hexensarg, InKulturA Holland im Jahr 1556. Auf der im Mündungsdelta des Rheins sich befindenden Insel Zwaanwaard wird ein neuer Schellenknecht gesucht. Dort befindet sich eine Kolonie Aussätziger, die, verstoßen von der Welt, ein karges Leben fristen. Nur einem ist es erlaubt die Insel zu betreten und mit Nahrungsmitteln und sonstigen zum Leben notwendigen Dingen zu versorgen.

Lapidius, der Leser kennt ihn aus dem Roman "Die Hitzekammer", übernimmt gezwungenermaßen und für eine vertraglich zugesicherte Menge Alkohol die Arbeit des verstorbenen Schellenknechts. Aus dem ehemals respektierten Alchemisten Ludolf Lapidius ist nach schweren Schicksalsschlägen ein Säufer geworden, der die Kontrolle über sein Leben verloren zu haben scheint. Widerwillig nimmt er seine neue Arbeit auf und lernt nach und nach die Inselbewohner kennen. Darunter auch die leprakranke Jüdin Irit, die seit Jahren mit ihrem Begleiter auf der Insel lebt.

Auf Zwaanwaard geschehen merkwürdige Dinge und schneller als Lapidius denkt, wird er hineingerissen in einen Strudel des Verbrechens. Menschen verschwinden spurlos, ein Pfarrer der Wasser predigt, selber jedoch dem Wein und sonstigen guten Dingen zugeneigt ist und ein Mord erregen die Aufmerksamkeit des neuen Schellenknechts, der, wie sollte es anders sein, dadurch, und durch seine Liebe zu Irit, dem Alkohol entsagt.

Wolf Serno reicht jedoch mit seinem neuen historischen Roman "Hexensarg" leider nicht an seine Vorgänger heran. Der Leser erhält während der Lektüre den Eindruck, als wenn der Roman ein vertraglich zugesichertes Pflichtwerk ist. Die Personen bleiben, im Gegensatz zu Sernos bisherigen Werken, farb- und konturlos und das Agieren des Lapidius gleicht über weite Strecken einem ziellosen Umherirren.

Dabei bietet die Geschichte Raum genug für spannende Unterhaltung. Ein abgeschlossenes und für die Allgemeinheit unzugängliches Terrain, merkwürdige Personen und ein Mord bieten die beste Ausgangssituation für einen guten Roman. Während die Beschreibungen der Lebensumstände des 16. Jahrhunderts einmal mehr äußerst gelungen sind, bleibt der Rest des Romans seltsam oberflächlich.

So bleiben denn auch viele Fragen unbeantwortet und die hinter den Verbrechen stehenden Personen bis auf eine Ausnahme nicht enthüllt. Das, und der überraschend abrupte Schluss des Romans, sorgt beim Leser für etwas Enttäuschung.




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Veröffentlicht am 27. Februar 2016