Buchkritik -- Jürgen Roth -- Der Deutschland Clan

Umschlagfoto  -- Jürgen Roth  --  Der Deutschland Clan Fassungslos! So bleibt der Leser des Buches Der Deutschland Clan von Jürgen Roth nach der Lektüre zurück. Deutschland als Tummelplatz für kriminelle Aktivitäten jeglicher Art. Politik und Wirtschaft im engen Zusammenspiel mit der Organisierten Kriminalität. Geldwäsche auf hohem Niveau mit Kenntnis von Bankern und hochrangigen Politikern.

Ist das wirklich noch der Staat, der von seinen Bürgern alle vier Jahre neu gewählt wird? Ist unsere Demokratie so demokratisch, wie es von Politikern und Meinungsmachern immer wieder betont wird, oder wirken im Hintergrund bereits seit langem ganz andere Kräfte?

Der Autor legt eine Fülle an Beweisen vor, die den Leser daran zweifeln lassen, in einer freien und demokratischen Gesellschaft zu leben. Gesetze scheinen ausschließlich für, bzw. gegen die Bürger gemacht zu sein. Das Kapital und die Politik scheinen davon ausgenommen zu sein.

Jürgen Roth hat ein Buch veröffentlicht, daß an die Substanz dessen geht, was für ein freies und demokratisches Gemeinwesen selbstverständlich sein sollte. Gesetze, welche für alle gelten und eine Justiz, die Verstöße dagegen ohne Rücksicht auf Person und Amt verfolgt. Wenn man seinen Recherchen Glauben schenken kann, und daran besteht kein Zweifel, so ist es diesbezüglich um Deutschland schlecht bestellt.

Lobbyismus hat sich zu einer direkten Einflußnahme auf politische Entscheidungen entwickelt. Strafverfolgungsbehörden werden massiv daran gehindert, Ermittlungen zu führen. Staatsanwälte, die ihre Pflicht tun, werden kaltgestellt. Minister bekommen nach dem Ende ihres Mandats Leitungsposten den genau den Konzernen, denen sie vorher mit ihren Entscheidungen den Weg zur Gewinnmaximierung frei gemacht haben.

Die geschilderten Fälle versetzen den Leser im Wut, denn sie zeigen, daß es für bestimmte Kreise unserer Gesellschaft geradezu normal geworden ist, sich ohne Rücksicht auf Gesetze zu bereichern. Eine oftmals mehr als dubiose Rechtsprechung verfolgt denjenigen, der die fäkalen Rückstände seines Vierbeiners nicht beseitigt, härter als denjenigen, der mal eben 20 Millionen Euro unterschlägt.

Für die Bürger sind das fatale Zeichen. Recht und Ordnung bleiben auf der Strecke. Dem Arbeitnehmer wird eine Moral gepredigt, die von den Predigern in Politik und Wirtschaft mit Füßen getreten wird. Diese kriminellen Strukturen stellen die demokratische Legitimation des gesamten Systems in Frage.

Jürgen Roth hat, wieder einmal, ein wichtiges Buch herausgebracht. Man kann nur wünschen, daß es viele, noch Steuern zahlende Bürger, lesen und aus ihrer demokratischen Lethargie erwachen. Sich nur alle vier Jahre politisch zu betätigen, reicht nicht mehr aus.




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