Buchkritik -- Scott McBain -- Der Judasfluch

Umschlagfoto  -- Scott McBain  --  Der Judasfluch Judas bekam für seinen Verrat an Jesus dreißig Silberlinge. 27 von ihnen liegen sicher verwahrt in den Gräbern der Päpste Petrus und Silvester. Die letzten drei sind verschwunden. Eines Tages erhält der kalifornische Gerichtspsychiater Paul Stauffer eine der drei letzten Silbermünzen. Was er bis dahin für einen Scherz hielt, erweist sich als ein Mittel, um die Macht der katholischen Kirche zu zerstören.

Dies ist im groben der Inhalt eines Romans, der sich nicht entscheiden kann, was er eigentlich sein will. Ein Mystery-Thriller, ein psychologischer Roman, oder ein Kirchen-Roman. Von alledem ist er etwas und doch gleichzeitig auch weniger. Es gelingt Scott McBain in seinem Buch Der Judasfluch nicht, ein großes Thema adäquat zu behandeln. Woher kommt das Böse? Ist es unsere freiwillige Entscheidung, oder wird der Mensch dazu getrieben? Kann man sich ihm wiedersetzen, oder ist man ihm schonungslos ausgeliefert?

Was für den Leser einigermaßen hoffnungsvoll beginnt, entwickelt sich immer mehr zu einem wüsten Szenario, das man allenfalls aus Groschenromanen kennt. Da wackelt die Erde und alle bösen Geister tauchen auf, da gibt es Astralebenen, die mit Hilfe der Judasmünze durcheilt werden. Da gibt es den Serienmörder, der auf Befehl eines "Engels der Finsternis" mordet, da gibt es aber auch die Guten, welche verzweifelt versuchen, die Rückkehr des Bösen zu verhindern.

Das alles ist äußerst bombastisch und effekthascherisch dargestellt, so daß der Leser des öfteren innehält und sich fragt, ob er das Drehbuch eines Roger Corman und seinen Horror-B-Streifen vor sich hat. McBain ist es gelungen aus dem großen Thema von Gut und Böse einen trivialen Thriller zu schreiben, der außer Effekten nicht viel zu bieten hat. Was wäre das für ein Werk geworden, wenn sich der Autor auf die Schilderung der Entwicklung eines negativen, bösen Charakters beschränkt hätte. Das Thema ist überaus interessant. Ist der Mensch freiwillig böse, oder wird er, durch welche Einflüsse auch immer, erst böse gemacht? Können wir uns von unseren negativen Gefühlen distanzieren, oder sind wir ihnen hoffnungslos ausgeliefert?

Natürlich gehört zur Beantwortung dieser Frage auch die Antwort der Theologie. So wie der Autor dieses Thema allerdings behandelt hat, kann mich der Roman leider nicht überzeugen.




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