Buchkritik -- Michail Krausnick -- Denn Du bist mein Liebstes auf der Welt

Umschlagfoto  -- Michail Krausnick Die Liebesbeziehung zwischen Christiane Vulpius und Johann Wolfgang Goethe beschäftigt und spaltet auch in unserer Zeit noch die Verehrer dieses großen deutschen Dichters. Im Jahr 1788 lernte er sie bei einem Parkspaziergang kennen, verliebte sich in sie, nahm sie in seinem Haus auf und legalisierte diese Beziehung im Jahr 1806 durch die Heirat.

Christiane, eine, wenn man den wohlwollenden Aussagen von Zeitgenossen Glauben schenkt, einfache, aber mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattete Frau, war "die Frau an seiner Seite", die sowohl von der damaligen Gesellschaft als auch von philisterhaften Goetheverehrern als unpassend dafür befunden wurde, dem "Titan" der deutschen Literatur als Frau zur Seite zu stehen.

Da es immer von Vorteil ist, wenn man von den Betreffenden selber korrekte Informationen erhält, hat Michail Krausnick dieser wohl für beide Seiten äußerst glücklichen Beziehung in seinem Buch Denn Du bist mein Liebstes auf der Welt ein Denkmal gesetzt. Er dokumentiert Die Geschichte einer wilden Ehe mit dem Briefwechsel zwischen Goethe und seiner Geliebten.

Die vom Krausnick vorgenommene Auswahl zeigt eine jahrelange Beziehung, die von gegenseitigem Respekt, tiefer Liebe und gegenseitiger erotischer Anziehung geprägt war. Christiane Vulpius war die Frau, die dem Dichter im wahrsten Sinn den Rücken freigehalten hat, damit er seine schriftstellerischen Ideen in die Tat umsetzen konnte. Natürlich hielten viele Zeitgenossen, besonders die Weimarer Gesellschaft, diese Beziehung für eine Mesalliance, doch Goethe hielt unerschütterlich an seiner Liebe fest.

Die Vorurteile gegenüber Christiane Vulpius seitens des Weimarer Hofes zwangen sie dazu, in den ersten Jahren ihrer Beziehung zu Goethe ihren Lebensbereich fast ausschließlich auf das gemeinsame Haus zu beschränken. Erst durch die Eheschließung im Jahr 1806 änderte sich diese Situation und Christiane Goethe konnte jetzt am gesellschaftlichen Leben teilhaben.

Es war für den typischen deutschen Bildungsbürger niemals leicht, sich mit der Tatsache abzufinden, dass der "große" Goethe eine Beziehung zu einer Frau unterhielt, die ihm intellektuell nicht ebenbürtig war. Der Name Vulpius wurde oft begleitet von einem mokanten Unterton. Nichtsdestoweniger hatte Goethe in Christiane Vulpius eine Frau gefunden, bei der der "Dichterfürst" einfach Mensch sein konnte. Auch ein Genie zieht zuhause gern seine Pantoffeln an und plaudert über Belangloses. Goethe wusste sein Heim, das von Christiane gut verwaltet wurde, zu schätzen.

Michail Krausnick zeigt mit seiner Zusammenstellung von Dokumenten und Briefen, wie unkonventionell und glücklich diese Beziehung über lange Jahre gewesen ist.




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