Buchkritik -- Manfred Kriegelstein -- Die Kunst des Sehens

Umschlagfoto, Buchkritik, Manfred Kriegelstein, Die Kunst des Sehens, InKulturA Fotobücher gibt es wie Sand am Meer. Blende, Verschlusszeit, Tele- oder Weitwinkelobjektiv, alles schon bis zum Überdruss gelesen. Manchmal jedoch erscheint auf diesem übersättigten Markt ein Werk, das aufhorchen bzw. aufblicken lässt. Das den Leser, und natürlich auch die Leserin, kurz, "das fotografierende Volk" in seinen Bann zieht und weniger den technischen Hintergrund, den die meisten sowieso schon internalisiert haben, wiederkäut, sondern durch die vom Autor unternommenen Reflexionen eigene Überlegungen provoziert und dadurch, sozusagen auf der Metaebene dessen, was ein gelungenes Foto ausmacht, ja geradezu bedingt, erst die Basis dafür schafft, was vom, und das sind wir doch alle, bildübersättigten Betrachter den zweiten, eigentlich entscheidenden Blick verlangt.

Sehen, nur scheinbar eine banale Angelegenheit, weil es, wie die anderen Sinne, automatisch, ohne unser Zutun funktioniert. Doch so einfach ist das nicht, und das gilt in erster Linie für die Fotografierenden. Egal ob als Professioneller oder Amateur, gute Fotos erfordern eine andere, neue Sichtweise und damit die Bereitschaft, eingefahrene Wege zu verlassen, sich mitunter nicht nur eines anderen Blickwinkels zu bedienen, sondern sogar eine neue Art und Weise des Sehens zu lernen.

Manfred Kriegelstein zeigt den Fotografierenden in seinem Band „Die Kunst des Sehens“ die subtile Art des Schauens jenseits einer schnelllebigen Oberflächlichkeit, die feine Konturen, Farbspiele oder Stimmungen nicht mehr wahrnimmt, wahrnehmen kann, weil wir uns in der Regel an die Aussage des ersten Blicks gewöhnt haben und uns damit zufriedengeben.

Dass es besser und intensiver gehen kann, zeigt dieser didaktisch eher zurückhaltende, dafür jedoch ästhetisch hervorragend gestaltete Bildband, der weitaus mehr ist, als nur eine Fotoschule.




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Veröffentlicht am 20. Oktober 2017