Buchkritik -- Uwe Krüger -- Meinungsmacht

Umschlagfoto, Uwe Krüger, Meinungsmacht, InKulturA Wen schon lange das ungute Gefühl von den Medien nicht mehr die Wahrheit zu erfahren beschleicht, der bekommt argumentative Schützenhilfe von Uwe Krüger. "Meinungsmacht" ist eine kritische Bestandsaufnahme des Wirkens von politisch-medialen Netzwerken. "Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten" so der Untertitel räumt gründlich auf mit dem immer noch vom deutschen Bildungsbürger gepflegten Bild des investigativen, sich durch keine äußeren Einflüsse korrumpieren lassenden Journalisten.

Die von Krüger ausgewählten Alpha-Journalisten - Stefan Kornelius (Süddeutsche Zeitung), Klaus-Dieter Frankenberger (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Michael Stürmer (Welt) und Josef Joffe (Die Zeit) - sind bestens in vom Autor so genannten Elitennetzwerken eingebunden. Diese Netzwerke bestehen aus Politikern Wirtschaftsführern, aber auch Verbandsvorständen, Stiftungen und Vereinen.

Die veröffentlichte Meinung ist oft genug eine andere Form der Regierungserklärung. Netzwerker bleiben unter sich und bilden ihre jeweils eigene Sicht auf die gesellschaftliche und politische Realität. Eine zu große Nähe zu Politik und Wirtschaft sorgt außerdem dafür, dass die kritische Distanz zum Objekt der Berichterstattung verlassen wird und teilweise, insbesondere durch gezielte Informationen seitens bestimmter Politiker, manchmal der schmale Grad zwischen Information und Korruption verfehlt wird.

"Meinungsmacht" ist eine Untersuchung, die jeden kritischen Beobachter des politischen Zeitgeists in seiner Meinung bestärkt, dass etwas in diesem Land aus den Fugen geraten ist. Nicht nur das Öffentlich Rechtliche Fernsehen ist zu einer Institution für Hofberichterstattung geworden, sondern auch die Leitmedien, die sich selber gern als "Qualitätszeitungen" verstehen, sind bis auf wenige Ausnahmen stramm auf Regierungskurs gebracht worden. Es zahlt sich für die Herrschenden eben aus, wenn beliebte, weil unkritische Journalisten stets eine Einladung zu den Auslandsreisen von Politikern erhalten.

Journalisten die in politischen oder wirtschaftlichen Netzwerken eingebunden sind - die Grenzen sind natürlich fließend - werden nicht mehr in der Lage sein, die Dinge objektiv zu betrachten. Das geht natürlich zulasten einer möglichst kritischen Berichterstattung. Unabhängige Journalisten dürfen in Deutschland ziemlich schnell arbeitslos werden.

Uwe Krüger hat die erwähnten "Alpha-Journalisten" übrigens um eine Stellungnahme bezüglich der Ergebnisse der Studie gebeten - keiner hat geantwortet.

Wer sich darüber wundert, warum es zum Thema Euro, Auslandseinsätze der Bundeswehr oder der Energiewende überwiegend nur gleichgeschaltet anmutende Berichte und Informationen gibt, der weiß nach der Lektüre des Buches von Uwe Krüger etwas besser Bescheid.




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