Buchkritik -- Max Monnehay -- Dorf der Idioten

Umschlagfoto, Dorf der Idioten, InKulturA "Dorf der Idioten", so der Titel des Romans der jungen französischen Autorin Max Monnehay, weckt Erinnerungen an den im Jahr 1967 in die Kinos gekommenen Film "Herzkönig" von Philippe de Broca. Dort wurde Ende 1918 in den Wirren der letzten Kriegsmonate der Ort Marville von seinen Bewohnern verlassen, die es jedoch versäumt haben, die Tür des Irrenhauses verschlossen zu halten. Es kam, was kommen musste, die Irren, die von der Gesellschaft ausgestoßenen, gelangten in die Freiheit und, welch eine grandiose dramaturgische Umsetzung, bevölkerten das Dorf und kopierten das Verhalten der "gesitteten" Bürger.

Monnehay hat mit ihrem Werk nichts weniger vor, als die Gesellschaft als intolerant gegenüber Abweichlern, gegenüber den so ganz anderen zu schildern. Das gelingt leider nicht immer und die gut 250 Seiten des Romans ziehen sich aufgrund fehlender literarischer Treffsicherheit arg in die Länge.

Zugegeben, es gibt einige gute Ansätze. So z. B. die Tatsache, dass immer mehr Menschen den Wunsch verspüren, in diesem Dorf zu leben. Es muss also ein Idiotentest durchgeführt werden, der garantieren soll, dass auch wirklich nur "unterbelichtete" Zeitgenossen in den Genuss des Wohnrechts im Idiotendorfes kommen. Das könnte zu einem wirklich guten Roman führen, doch Monnehay versteht es nicht, diese möglichen Spannungsbögen konsequent zu nutzen.

Kurioserweise stellt sich der Ich-Erzähler als "Normalo" heraus, dem nichtsdestotrotz das Vortäuschen der Idiotie gelingt. Auch seine Freundin, von Gott und der Welt verlassen, ist keine richtige Kandidatin für idiotisches Verhalten.

Wenn der Roman eine Parabel auf die Unfähigkeit der Gesellschaft zum Umgang mit Außenseitern sein soll, dann ist davon nicht viel zu bemerken. Manchmal trivial pubertär, manchmal zotig, oft jedoch einfach nur einfallslos und seltsam uninspiriert ist sowohl die Handlung als auch die Diktion der Autorin.

Schade eigentlich, denn das Thema "Wie normal ist normal?" hätte durchaus eine bessere Umsetzung verdient. Philipp de Broca hat es mit "Herzkönig" bewiesen.




Meine Bewertung:Bewertung