Alle Jahre wieder

Die kalte Jahreszeit ist vorbei und doch kann sich der Mensch nicht so recht über angenehme Temperaturen und reichlich Sonnenschein freuen. In dem Maß wie das Thermometer steigt, fällt die Hemmschwelle adipöser Selbstdarstellung und bringt Sachen zum Vorschein, die besser verhüllt geblieben wären.

Warum, um Himmels Willen, liegt die Grenze der Schamhaftigkeit nur so verdammt niedrig? Aus welchem Grund zwängen sich Frauen aller Altersklassen in ein oder zwei Nummern zu kleine Mallorca-Schuhe – die goldgeränderten – und halten das für zierlich? Nein, meine Damen. Pommersche Füße und italienische Schuhe, das geht ja nun gar nicht.

Überhaupt die Damenwelt. Gut, aber leider an den falschen Stellen gepolstert, und dann die Kühnheit besitzen, mit einem ärmelloses T-Shirt in der Gesellschaft zu wandeln und die faltig-wabblige Oberarmhaut auch dem, der sie überhaupt nicht sehen will, mitten ins Auge zu drücken. Ob die Menschen im Sommer mehr unter Alpträumen zu leiden haben?

Ich sehe es förmlich vor meinem geistigen Auge: Das Heer übergewichtiger Frauen steht vor den Kleiderschränken und nach mehr als 2-tägigem Sonnenschein werden zielgenau alle die Ärmellosen, die Leggings, die Miniröcke hervorgekramt und allen gemeinsam ist die, in Hinsicht auf die Trägerin, zu kleine Konfektionsgröße.

Da betritt dann schon mal eine eher weniger grazile Dame weit jenseits des BMI die Öffentlichkeit mit einem Top, das kurz vor dem Zerreißen ist angesichts des auf ihm ausgeübten Drucks. Da sieht man voller Grauen den wabbligen Bauchspeck unter Hose und T-Shirt, immer in Angst lebend, dieser Anblick könnte sich gleich in die Netzhaut einbrennen.

Einhergehend mit den Ärmellosen betritt ein weiteres ästhetisches Drama die Bühne der Wahrnehmung. Sommerliche Temperaturen bringen den einem oder die andere schon mal zum Schwitzen. Alles kein Problem. Dazu wird es erst, wenn die wilde, durch keinen Rasierapparat gebändigte Achselbehaarung in den Zwangsfokus der Aufmerksamkeit gerät. Vorzugsweise in den öffentlichen Verkehrsmitteln können Unbeteiligte ein Lied davon singen. Der Griff an die obere Haltestange offenbart nicht selten einen Urwald, der sein eigenes Klima zu besitzen scheint. Was für ein Anblick wird in solch einer Situation gewährt: Triefnasse Unterarmbehaarung die zu niedlichen Löckchen geformt ist. Hilfe, Schampolizei!

Leider ist das ein Phänomen, das es ausschließlich in Deutschland zu geben scheint. Besucht man europäische Metropolen wie Mailand, Rom, Paris oder London, sieht man Frauen, die nicht nur nach der neusten Mode gekleidet sind, sondern die auch nichts weniger im Sinn haben, als fremde Menschen mit ihren Problemzonen zu belästigen. Bitte etwas von diesem internationalen Flair auch in Deutschland einführen.

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