Coronavirus – Das Ende des Globalisierungswahns?

Nordseekrabben mal eben mit dem Thermolaster ein paar tausend Kilometer zum Pulen nach Tunesien oder Marokko und wieder zurück. Bayerische Milch nach Griechenland zur Käsebereitung und wieder zurück. Arzneimittel nur noch aus Niedriglohnländern. Textilerzeugnisse aus Indien und Teigrohlinge aus China, nach einer Seereise von über 10.000 Kilometern frisch in die Öfen der Discounter. Lagerhaltung findet nur auf den Straßen Europas statt, weil stationäre Lagerung den Unternehmen zu teuer ist. Über diese rollen dann auch im Winter die Erdbeeren, auf die der Kunde partout nicht verzichten will.

Diese Liste ließe sich beliebig verlängern, zeigt sie doch den Wahnsinn einer entfesselten weil globalisierten Wirtschaft. Die Forderung, alles sofort und zu jeder Zeit zur Verfügung haben, befeuert zusätzlich diesen globalen Wahn an dem nicht nur multinationale Konzerne, das Finanzwesen und die Politik teilhaben, sondern, und das in weitaus größeren Maßstab, auch die Verbraucher. Sie wären es auch, die mit ihrem Kaufverhalten diesen Kreislauf unterbrechen könnten.

Sicher, ein T-Shirt aus Indien kostet allemal weniger, als ein in Deutschland hergestelltes, doch der Preis dafür war die Zerstörung der hiesigen Textilproduktion. Dass auch große Modefirmen ihre Produkte fern von Europa schneidern lassen, sie also zu minimalen Kosten, weil z. T. durch Kinderarbeit hergestellt und immer zulasten der dortigen Beschäftigten produzieren, jedoch zu den gewohnt hohen Preisen verkaufen, sollte dem Verbraucher eigentlich zu denken geben.

Klar ist es geil, das jeweils neueste Smartphone zu besitzen. Weniger geil ist es allerdings, dass zu dessen Herstellung Menschen für einen Lohn arbeiten, der hierzulande bei den Gutmenschen Empörung hervorrufen würde, von den in Asien und Indien üblichen Arbeitszeiten, fehlenden Sicherheitsbestimmungen und der gesundheitlichen Gefährdung der Mitarbeiter ganz zu schweigen. Vielleicht sollte u. a. auch die Generation Schneeflocke, die jeden Freitag gegen den Klimawandel zu Felde zieht, einmal darüber nachdenken – und die Erwachsenen ebenfalls.

COVID-19 macht der Globalisierung einen dicken Strich durch die Rechnung. Auf einmal sind die Lieferketten unseres gewohnten Konsums unterbrochen. Containerschiffe laufen nicht mehr aus, die Kühllaster mit den Erdbeeren stehen an den Grenzen während deren Ladung langsam aber sicher verfault. Arznei- und Desinfektionsmittel sind Mangelware, da die ausländischen Produktionsstätten geschlossen sind. Atemmasken und Schutzkleidung sind noch nicht einmal für Ärzte und Pflegepersonal in ausreichender Menge vorhanden, da auch deren Produktion durch Outsourcing tausende Kilometer weg weit verlagert wurde mit den jetzt zu konstatierenden Folgen

Vielleicht ändern sich ja, wenn diese Krise überwunden ist, in Anbetracht ihrer zerstörerischen Auswirkungen das derzeit herrschende globale ökonomische Paradigma vom immerwährenden Wachstum und des im Interesse der „Neuen Weltordnung“ stattfindenden unbeschränkten Menschen-, Waren- und Kapitalverkehrs.

Wir brauchen weder Erdbeeren im Winter, Spargel aus Südafrika, Rotwein aus Kalifornien noch das jeweils neueste Handymodell. Wenn wir unser Konsumverhalten und unsere maximal anspruchsvolle Lebensart etwas hinterfragen und damit auch die Menschen, die für unser Luxusleben in ausländischen Sweatshops unter menschenunwürdigen und ausbeuterischen Bedingungen malochen müssen in den Fokus stellen, dann wäre das zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung.

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