Der getürkte Staatsstreich

Die Aussage, der Putschversuch des türkischen Militärs sei eine, so der fester denn je im Sattel sitzende türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, Gabe Allahs gewesen, weil jetzt hinreichender Anlass zu einer gründlichen Säuberung bestehe, sagt eigentlich alles über die Abläufe der letzten Stunden in dem islamistischen Staat aus.

Besser als der wohl nie in Gefahr gewesene Diktator Erdogan kann man die Situation am Bosporus nicht beschreiben, denn der Putsch, der keiner war, spielt dem türkischen Wesir direkt in die Hände. So wurden unmittelbar nach Niederschlagung des angeblich vom Militär initiierten Aufstands 3000 Richter suspendiert und zehn Mitglieder des türkischen Staatsrats festgenommen. Weitere drakonische Maßnahmen zur „Befriedung“ der angespannten Situation sind wahrscheinlich.

Entweder die hohen Offiziere des türkische Militärs sind die Ausbildung, die sie auch in den USA genossen haben, nicht wert, oder der sogenannte Putsch war in Wirklichkeit gar keiner. Vergleicht man die Abläufe in der Türkei von Freitag bis Samstag mit erfolgreich beendeten Machtübernahmen des Militärs – egal in welchem Staat der Welt – dann stellt sich automatisch die Frage, warum nicht als allererste Maßnahme und damit über den Erfolg oder Misserfolg entscheidend, der amtierende Präsident verhaftet und unter Hausarrest gestellt wurde.

Weder, nach derzeitigem Stand der Kenntnis, wurden von den Putschisten strategisch wichtige Stellen besetzt – und gehalten – noch die notwendige militärische Härte gezeigt. Was in den westlichen Medien als Putsch dargestellt wird, und von den unter Kontrolle der Regierungspartei stehenden türkischen Medien fleißig unterstützt wird, war in Wirklichkeit eine „inside Operation“, deren einziges Ziel in der Stärkung des amtierenden Präsidenten bestand.

Wurden bislang Kritiker der Regierung Erdogan nur durch das Verbiegen türkischer Gesetze verfolgt, vor Gericht gestellt und verurteilt, dürfte in Zukunft allein der Verdacht, ein Putschist gewesen zu sein, der Diktatur das Mittel in die Hand geben, um jegliche Opposition zu unterdrücken. Dass alle Staaten der westlichen Welt sich unmittelbar nach dem Bekanntwerden des „Putsches“ auf die Seite des Herrschers geschlagen haben, dürfte gerade denen, die in der Flüchtlingsfrage vom Wohlwollen des Wesirs abhängig sind, und das ist hauptsächlich Deutschland, noch sauer aufstoßen.

Mit dem Datum des 15. Juli 2016 dürften sich Mustafa Kemal Paschas Ziele, die Abschaffung von Sultanat und Kalifat und eine westliche Ausrichtung endgültig erledigt haben. Präsident Recep Tayyip Erdogan dagegen ist auf seinem Weg zur Islamisierung der Türkei einen großen Schritt voran gekommen, denn wer sollte ihn und seine Partei noch stoppen?

Zum Problem der fragwürdigen gesellschaftlichen und politischen Loyalität hier lebender Migranten wurde hier und hier schon hingewiesen. Die in deutschen Großstädten stattgefundenen Sympathiebekundungen tausender hier lebender Türken, die mit lauten „Allahu akbar!“ Rufen ihre Verbundenheit mit Erdogan und seinen islamistischen Zielen unter Beweis stellten, zeigen einmal mehr, das die „Integration“ großer Teile der türkischen Bevölkerung in Deutschland gescheitert ist, was der neue Großwesir vom Bosporus garantiert wohlwollend zur Kenntnis nimmt.

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