Der Intellektuelle

Das Drama des Intellektuellen liegt in seiner permanenten Frustration. Intellektuell sein heißt, in einem Zustand der permanenten Niederlage zu leben, weil die Theorie immer dem Leben hinterherhinkt. Der Intellektuelle als Symptom einer sich immer schneller selbst überholenden Zeit ist jüngeren Datums. Er ist eine Schöpfung der 1960er Jahre. In dem Augenblick, als der Begriff “Bildung“ ins Gerede kam, wurde der Intellektuelle geboren. Bildung, d. h. tiefes Wissen um den Zusammenhang der Dinge war nicht mehr gefragt. Im Gegenteil, es war von jener Stunde an ein Zeichen für Spießigkeit. Da in diesen damals und heute so hochgelobten “progressiven“ Zeiten Bildung ein Zeichen für geistige Überlegenheit war und diese natürlich nicht dem herrschenden Zeitgeist entsprach, war es notwendig, den Intellektuellen zu kreieren. Der Intellektuelle ist das Produkt der damals sich abzeichnenden Massenuniversität. Er steht für die Nivellierung des Geistes, für das Fehlen der Fähigkeit zum ruhigen und besonnenen Abwägen der Argumente. Die ideologische Zielrichtung war wichtiger als das Zuhören und die sachliche Argumentation. Der Intellektuelle ist im Grunde ein nervöses Prinzip, das sich durch ein neurotisches Verhalten auszeichnet. Der Intellektuelle und der Kleinbürger haben eines gemeinsam: ihre Spießigkeit. Jeder von ihnen ist bemüht seine kleine Welt zu erhalten und alles was sie bedroht, zu vernichten. Der Intellektuelle ist im Grunde seines Herzens ein Kleingeist.

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