Ein Titel macht sich immer gut

Der Doktortitel ist ein begehrtes Objekt, dass sich besonders gern in Lebensläufen von Politikern und Managern findet. Erstere finden, da sie fast den ganzen Tag mit der Vertretung der Interessen ihrer Wähler beschäftigt sind, verständlicherweise kaum Gelegenheit die zur Erlangung des akademischen Grades erforderliche, natürlich durch die eigene Person auszufertigende Forschungsarbeit zu leisten und greifen deshalb auch mal zu Tricks und Täuschungen, also zu nicht ganz gesetzeskonformen Hilfsmitteln, immer in der berechtigten Hoffnung, nachträglich nicht beim Schummeln erwischt zu werden. Bei manchen klappt das besser als bei anderen.

Die Historikerin Leonie Treber hat in ihrer Doktorarbeit den „Mythos Trümmerfrau“ erforscht und kommt – man ist versucht ein lautes „Natürlich! auszurufen“ – zu dem Schluss, dass das historische Bild der unermüdlich schuftenden, Schutt und Schotter abtragenden Frauen im Nachkriegsdeutschland falsch ist und – wieder ein lautes „Natürlich!“ – der Korrektur bedarf.

Der Zeitpunkt für solch eine Forschungsarbeit ist günstig gelegt, denn die Zeitzeugen, die schindernden Frauen, sind fast alle gestorben, Informationen von denen, die dabei waren also nicht mehr erhältlich. Da auch Foto- und Filmdokumente in neueren Untersuchungen anscheinend einer Dekonstruktion bedürfen, muss man, wie Leonie Treber es süffisant formuliert „Die Fotografien, die heute noch kursieren, […] hinterfragen“.

Den aufmerksamen Beobachter des politischen Zeitgeists beschleicht, je mehr er darüber nachdenkt und die Behauptungen Trebers mit den Erzählungen seiner Grußmütter vergleicht – ja, es ist schon eine Weile her, deshalb verlieren deren Aussagen weder an Glaubwürdigkeit noch speziellem historischen Wert. Warum nicht? Ganz einfach, das waren Augenzeugenberichte von Menschen, die dabei waren! – ein böser Verdacht:

Wird die Causa Trümmerfrauen jetzt auch umgeschrieben, die Geschichte wieder einmal dekonstruiert und anstelle die hier, zum wievielten Mal?, als die wahren Aufbauer Deutschlands konstruiert?

Claudia Roth, die hat zwar keinen Doktortitel und kann noch nicht einmal eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen, kennt sich nichtsdestoweniger bestens in der Geschichte aus: „Die Türken haben Deutschland nach dem Krieg wieder aufgebaut.“, so die Dame der „Münchner Runde“ im BR am 5. Oktober 2004.

Zum Glück hat die Gute nicht über dieses Thema promoviert. Den Titel hätte man ihr glatt wieder aberkannt. Oder etwa nicht?

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