Buchkritik -- Michael Poore -- Der raffinierte Mr. Scratch

Umschlagfoto, Michael Poore, Der raffinierte Mr. Scratch, InKulturA Mr. Scratch alias der Teufel geht unter den Menschen um und sein umtriebig angestrebtes Ziel ist es, diese emotionalen Affen aus ihrem Zustand der selbstverschuldeten Primitivität zu erlösen und sie, würden sie denn endlich die Intentionen des holzarmigen Revolutionärs verstehen, moralisch-genetisch dergestalt zu verbessern, dass in Zukunft deren Triebe und Fähigkeiten zu höherem Nutzen, Sinn und Zweck verwendet werden.

Der Leibhaftige und sein Verhältnis zu den Menschen ist eigentlich immer ein Garant für ein gutes Stück Literatur. In der Vergangenheit gab es so manches Werk, das dieses unerschöpfliche Thema gut und originell verarbeitet hat.

Leider ist das Buch "Der raffinierte Mr. Scratch" von Michael Poore nicht in die Kategorie "Gelungen" einzuordnen. Zwar nimmt Mr. Scratch die Leser mit auf eine Tour durch die menschliche, d. h. in diesem Fall amerikanische Geschichte, doch die Figuren bleiben trotz permanentem Drogen- und Alkoholkonsum farb- und konturlos.

Wir werden in der Schlacht bei Gettysberg Zeuge menschlichen Wahnsinns und durften vorher schon sehen, wie im Alten Ägypten weniger die Vernunft als vielmehr Religion die Weichen für die Zukunft stellt. Wir besuchen das Woodstock-Festival und ärgern uns über die verkommene Moral eines US-amerikanischen Versicherungskonzern, der, ganz in kapitalistischer Manier, viel lieber Prämien kassiert, als sie im Versicherungsfall auszuzahlen. Wir sind genauso bei der Schöpfungsgeschichte dabei, wie bei den Attacken von 9/11.

Michael Poore`s Mr. Scratch zeigt den Lesern so ziemlich alle Laster die es gibt und das muss auch der Grund sein, weshalb der Roman auf den meisten Seiten so daherkommt, als wäre er unter den Einfluss bewusstseinserweiternder, oder, je nach Betrachtungsweise des Lesers, bewusstseinsverändernder Drogen geschrieben worden.

Es ist ein Roadmovie durch Zeit und Raum, das ausschließlich auf den ersten 50 Seiten so etwas ähnliches wie Satire bietet, während es mit zunehmender Länge - 448 Seiten - mehr und mehr zu der langweiligen Beschreibung eines Pandaimonion dauerbekiffter und volltrunkener Typen degeneriert, deren Existenz so trivial ist, dass ich das Buch am liebsten nach den erwähnten ersten 50 Seiten beiseite gelegt hätte.

Nein, es hat wirklich keinen Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Komisch, warum überkommt mich ausgerechnet jetzt das Verlangen, den Film "Ein himmlischer Sünder" von Ernst Lubitsch noch einmal anzuschauen?




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Veröffentlicht am 15. Februar 2014