Buchkritik -- Michael Scholten -- Quentin Tarantino Unchained

Umschlagfoto, Michael Scholten, Quentin Tarantino Unchained, InKulturA Quentin Tarantino dürfte der Hollywood-Regisseur sein, der man meisten polarisiert. Seine Filme sind ein Sammelsurium aus exzessiver Gewalt, einem schier unerschöpflichen Reservoir an Filmzitaten und Honneurs für von ihm verehrte Filmemacher. Die Person Tarantino ist zweifelsohne ein faszinierendes Produkt US-amerikanischer Lebensweise, die bereits in früher Kindheit darüber entscheidet, welchen Lebensweg eine Person nimmt. So gibt Tarantino unumwunden zu, dass einzig seine Karriere als Regisseur und Filmemacher ihn davor bewahrt hat, kriminell zu werden.

Entweder man mag seine Filme oder man mag sie nicht. Eines kann man dem Mann jedenfalls nicht vorwerfen, nämlich dass er sich dem Zeitgeist Hollywoods anpasst. Einer, der ihn besonders mag, ist Michael Scholten, der mit "Quentin Tarantino Unchained: Die blutige Wahrheit" die erste deutschsprachige Biographie des filmischen Wunderkinds veröffentlicht hat.

Der Autor ist von seinem Objekt dermaßen fasziniert, dass mit ihm manchmal die Pferde der Begeisterung durchgehen und Sätze wie "... dann lud er seine Kumpels in die Bar ein und spendierte ein paar Bloody Marys" produziert. Da schüttelt es den Leser doch arg, denn solche Diktion erinnert eher an einen Schulaufsatz, dessen Verfasser unbedingt die vorgegebene Seitenzahl erreichen muss.

Nichtsdestotrotz ist die Biografie Tarantinos aufgrund zahlreicher neuer, auch dem Tarantino-Fan noch unbekannter Anekdoten lesenswert, erzählt sie doch die Geschichte eines Mannes, der bereits seit der Kindheit ein nahezu symbiotisches Verhältnis zu bewegten Bildern, zum Kino hatte. Nach dem frühen Verschwinden des Vaters lag die Erziehungsarbeit ausschließlich bei seiner Mutter - und der cineastischen Produktion Hollywoods.

Scholten erzählt ausführlich von der schwierigen Kindheit Tarantinos und seinen Versuchen, das Verdienen seines Lebensunterhalts mit seiner Liebe zum Film zu vereinbaren. Natürlich liegt der Hauptteil des Buches in den Entstehungsgeschichten seiner Filme, die, wie Tarantino überzeugt ist, man noch in vierzig Jahren immer wieder gern sehen wird.

Ein bisschen Hollywoodklatsch rundet das Buch ab, das zwar aus denjenigen, die seine Filme nicht mögen, keine "Gläubigen" machten wird, trotzdem jedoch auch für dieses Lesepublikum aufschlussreiche Einblicke in das Leben des Regisseurs liefert.




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Veröffentlicht am 16. Januar 2016