Buchkritik -- Marion Schimmelpfennig -- Giftcocktail Körperpflege

Umschlagfoto, Marion Schimmelpfennig, Giftcocktail Körperpflege , InKulturA Ausgerechnet im Badezimmer, diesem Ort der Reinlichkeit, Sauberkeit und der persönlichen Hygiene, droht Gefahr. Das kann doch gar nicht sein, werden die meisten von uns sagen. Doch, antwortet Marion Schimmelpfennig und legt mit ihren Recherchen zahlreiche Beweise dafür vor, die den Leser mehr als verunsichern werden.

"Giftcocktail Körperpflege" untersucht Kosmetik und Körperpflegemittel - und kommt zu erschreckenden Ergebnissen. Nahezu alle Produkte enthalten Giftstoffe in teilweise nicht unbeträchtlicher Konzentration. Egal ob Zahnpasta, Körperdeo, Shampoo oder Parfüm, überall finden sich Bestandteile, die, angewendet am Menschen, eigentlich den Tatbestand der Körperverletzung erfüllen. Oder sind Benzyl Benoate und Cyclhexadecanone - nur 2 von 181 chemischen Substanzen eines herkömmlichen Parfüms - Stoffe, die der Körper dringend benötigt?

Marion Schimmelpfennig ist tief eingedrungen in die Laborgeheimnisse der Produzenten von Körperpfegemitteln, die mit Hilfe geschickter Werbekampagnen dem Kunden, und das sind wir alle, suggerieren, dass ohne deren Produkte aus uns kein schöner und gesunder Mensch werden kann.

Dabei bilden sich merkwürdige Allianzen, wie die seit 1953 bestehende der Zahnärzteschaft mit der Zucker- und der fluorverarbeitenden Industrie. Unglaublich, aber wahr. Da lassen (organisierte) Zahnärzte sich vor den Karren der um ihren Umsatz sich sorgenden Zuckerindustrie spannen und beteiligen sich an der Verbreitung von mit Fluorid angereicherten Zahnpflegemitteln. Nur zur Erinnerung: Abseits der vollmundigen Werbeaussagen ist Fluorid eben kein geeignetes Mittel um Kariesprävention zu betreiben, sondern, im Gegenteil, ein giftiges Element, das ursprünglich als Insektenvernichter eingesetzt wurde. Oder, wie Marion Schimmelpfennig es schreibt: "Unternehmen vertrieben Natriumfluorid früher als Insektizid. Heute verkaufen dieselben Firmen natriumfluoridhaltige Zahncremes!"

Der Leser kommt aus dem Staunen nicht heraus, wenn er das Buch liest. "Der schleichende Tod aus dem Badezimmer", so der Untertitel, ist weit davon entfernt die Lage zu dramatisieren. Im Gegenteil, die Fakten liegen auf dem Tisch und die sind alles andere als beruhigend.

Die Konsumenten von Cremes, Deos, Parfüms und sonstigen Körperpfegemitteln, also wir alle, leben gefährlich, wenn wir die neun Pflegeprodukte, die jeder von uns durchschnittlich benutzt, unserem Körper zumuten. Natürlich kann man einwenden, dass nach offizieller Verlautbarung - zur Erinnerung: die Pflegemittelindustrie hat eine mächtige Lobby - die verarbeiteten Bestandteile in einem Bereich liegen (sollen), der unterhalb der die Gesundheit beeinträchtigenden Grenze liegt. Doch so einfach ist das nicht, wie die Autorin berichtet. Die Gesamtheit aller verwendeten Stoffe liegt weit oberhalb der Toleranzschwelle, denn es handelt sich nicht nur um einen einzigen Stoff, sondern, Marion Schimmelpfennig weist es bei einem normalen Parfüm nach, um fast 200 verschiedene chemische Stoffe, die in ihrer Gesamtheit sehr wohl negative Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben.

Man muss vor den Werbestrategen, den Textern und Art Directors eigentlich den Hut ziehen, so gut verstehen sich sich darauf, den Endverbraucher in Sicherheit zu wiegen. Alles wird gut, wenn der nur fleißig seinen Körper mit den Produkten umnebelt. Dass wir alle schamlos getäuscht und betrogen werden, wissen wohl nur die wenigsten. So ist die Werbung mit den Begriffen "sanft" oder "mild" oft nur ein Euphemismus für "lokal betäubend", vulgo, narkotisierend. Diese Wahrheit ausgesprochen, würde sich bei einer Körpercreme dann doch wohl nicht so gut machen.

Die aktuelle Hype um Naturkosmetik gaukelt dem Kunden zusätzlich das Bild vermeintlicher Naturbelassenheit der Produkte vor, die, hergestellt aus "naturbasierten Inhaltsstoffen", besonders verträglich sein sollen. Dabei sind, wie die Autorin es schreibt, "... die versprochenen Inhalte [...] nur in verschwindend geringen Mengen vorhanden und in den seltensten Fällen wirklich biologisch angebaut."

"Giftcocktail Körperpflege" von Marion Schimmelpfennig klärt den Leser gründlich darüber auf, welche chemischen Zusätze sich in den Körperpfegemitteln befinden und informiert gleichzeitig über die Tricks und Kniffe der Produzenten.

Der mündige Kunde täte gut daran, bei seinem nächsten Einkauf einen Blick auf die verwendeten Inhaltsstoffe zu werfen. Als Hilfe kann er die von der Autorin im Anhang ihres Buches veröffentlichten Liste der gesundheitlich bedenklichsten Stoffe benutzen.




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Veröffentlicht am 29. Dezember 2013