Buchkritik -- Tuvia Tenenbom -- Allein unter Flüchtlingen

Umschlagfoto, Buchkritik, Tuvia Tenenbom, Allein unter Flüchtlingen, InKulturA Wer Tenenbom kennt, der weiß, dass harte Recherche sein Ding nicht ist, dafür jedoch die listig neugierige Art der Fragestellungen, die so manchem Zeitgenossen spontan eine Meinungsäußerung über die Lippen kommen lässt, die alles andere als politisch korrekt ist. Tuvia Tenenbom kommt liebend gern als netter älterer Herr daher, der etwas über die Befindlichkeiten seiner Mitmenschen in Erfahrung bringen möchte.

So auch in seinem neuen Erfahrungsbericht "Allein unter Flüchtlingen". In Deutschland hat sich seit seinem Buch "Allein unter Deutschen" viel geändert. Die Regentin, so Tenenbom, hat die Grenzen geöffnet und fast alle sind gekommen. Ein Teil von denen – und den Autochthonen – möchte TT auf den Zahn fühlen und fährt quer durch Deutschland, um seine Gesprächspartner zu finden.

Er kennt keine Scheu vor den von der Systempresse als Rechte titulierten Kritikern, aber auch ins Land gekommene Israel- und Judenhasser lässt er zu Wort kommen. Der erste Eindruck des Lesers: was für ein Chaos beschreibt der Autor? Der zweite Eindruck: der Mann hat ja so recht! Flüchtlinge, die in Wahrheit keine sind, sondern hauptsächlich Männer auf der Suche nach einer blonden Frau und weniger nach aktiver Arbeit. Da sitzen Menschen die, von den Behörden auf ganz Deutschland verteilt – den Menschentransport beherrschen die Deutschen immer noch, so TT – nichts zu tun haben, außer Warten. Warten worauf? Bearbeitung des Asylantrags, eine eigene Wohnung, staatliche Unterstützung in Form von Bargeld. Deutsch lernen Fehlanzeige.

TT spricht mit Linken und Rechten und stellt bei beiden die gleiche Borniertheit in Bezug auf das jeweilige Verhältnis zu Israel fest. Berührungsangst hat Tenenbom jedenfalls keine und so parliert er mit Frauke Petry - "eine deutsche Lady, die sich was traut" – Lutz Bachmann und Familie Kubitschek. Die sog. Rechten sind, das muss der Leser feststellen, für Tenenbom nette Menschen. Bis auf Gregor Gysi erhält dieses Attribut ansonsten keiner der bei ihm zu Wort kommenden Gutmenschen linker Gesinnung. Das lässt tief blicken.

Man muss wohl ein Außenstehender wie Tenenbom sein, um sich seinen vorurteilsfreien Blick zu bewahren und diese Meinung auch zu äußern. So stellt er in Bezug auf die Reaktionen hinsichtlich der absichtlich falsch zitierten Rede von Akif Pirinçci und dessen aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat von den Konzentrationslagern fest "Junge und alte Deutsche haben nichts Besseres zu tun, als diesen Mann zu verletzen. Als Akif, den Volksfeind, zu verletzen. Ja, so sieht es aus: Er ist der Volksfeind. Ich beobachte, was sich vor meinen Augen abspielt, und denke mir: Gib den Leuten die Gelegenheit, andere zu verletzen und zu demütigen, sage ihnen, Grausamkeit sei eine Tugend, und sie werden zu Tieren. Adolf Hitler hat dieses Rezept ja im letzten Jahrhundert mit Erfolg ausprobiert. Heute wenden es die selbsternannten Humanisten an, und es funktioniert noch immer."

Das führt zur Tenenbomschen Schlüsselfrage, "Warum glauben Sie, hat Merkel die Grenzen geöffnet und nur wenig Kritik dafür erhalten?" Die Antwort darauf unisono von rechts und links: natürlich wegen Hitler und seiner Verbrechen. Die Deutschen wollen eben geliebt werden. Dabei, das konstatiert TT süffisant, sind sie derzeit in Europa das unbeliebteste Volk.

"Allein unter Flüchtlingen" liefert einen heiteren Blick auf deutsche Bemühungen, die Welt einmal mehr an seinem Wesen genesen zu lassen. Auch auf die Gefahr hin, sich lächerlich zu machen.




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Veröffentlicht am 19. März 2017