Buchkritik -- Peter Prange -- Der Traumpalast

Umschlagfoto, Buchkritik, Peter Prange, Der Traumpalast , InKulturA Vorhang auf, Film ab. Großes Kino liefert Peter Prange in seinem neuen Roman ab. Berlin in den zwanziger Jahren. Zwischenzeit. Ein verlorener Krieg, Milliardenforderungen der Siegermächte, Wirtschaftskrise, Inflation und eine noch junge, schwache Demokratie. Kein Wunder, dass die Sehnsucht nach Normalität, gern auch fiktiver Art, groß ist und deshalb feiert das neue Medium Film rasante Erfolge.

Mitten drin zwei Menschen, Rahel und Timo, sie eine selbstbewusste Frau, die ihren eigenen Weg gehen will und er ein Spross aus reicher Familie, Banker und Playboy, der der Traumfabrik Hollywood ein deutsches Pendant schaffen will.

Prange liefert das fulminante Bild einer Zeit, die aus den Fugen geraten zu sein schient. Freiheit und schier ohnmächtiges Vergnügen auf der einen Seite, blutige politische Auseinandersetzungen und drohender Bürgerkrieg auf der anderen. Was Wunder, dass die Zuschauer in Massen die aus dem Boden schießenden Lichtspielhäuser stürmen.

Es ist die Zeit der großen Stummfilme und Namen wie Pola Negri als Schauspielerin oder Fritz Lang als Regisseur tauchen als Nebenfiguren auf. Auch die Politik hat erkannt, wie wichtig nach dem verlorenen Krieg das Medium Film zur Massenerziehung, sprich Propaganda, ist, auch wenn noch kaum jemand den mit logischer Konsequenz am Horizont auftauchenden Tonfilm als ernsthafte Konkurrenz betrachtet.

Mit Wucht erzählt Peter Prange über diese verrückten Jahre, in denen vieles möglich schien und an deren Ende doch eine Katastrophe unerhörten Ausmaßes stand. Die Figuren, manchmal etwas überzogen, nichtsdestoweniger beschreibend und nicht wertend dargestellt, überzeugen gerade in deren plakativen Schilderung des Milieus, in dem sie leben und der Schicht, die sie geprägt hat und werden dadurch zu glaubwürdigen Vertretern des Zeitgeists dieser kurzlebigen Epoche.

„Der Traumpalast“ ist große Literatur und, wie oft bei diesem Autor, ein mitreißender Geschichtsunterricht.




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 5. Dezember 2021