Buchkritik -- Steven Uhly -- Die Summe des Ganzen

Umschlagfoto, Buchkritik, Steven Uhly, Die Summe des Ganzen, InKulturA Als im Beichtstuhl der Kirche, die von Padre Roque de Guzmán geleitet wird, eines Tages ein Fremder auftaucht und dem Geistlichen nach mehreren Besuchen ein ungeheures Vorhaben ankündigt, wird der Priester mit seiner Vergangenheit konfrontiert.

Steven Uhly hat sich in diesem kleinen Band eines Themas angenommen, das vonseiten der Katholischen Kirche gern und oft verschwiegen wird. Der Missbrauch von Kindern durch Angehörige des Klerus war und ist eine traurige Tatsache, die von den Verantwortlichen nur ungern angesprochen, denn aufgearbeitet wird.

Roque de Guzmán hat sich in der kleinen Kirchengemeinde im Außenbezirk Madrids behaglich eingerichtet. Er kennt seine Schäfchen und deren Vergehen zur Genüge und fast automatisch erteilt er jeweils die Absolution für begangene Sünden. Der Unbekannte, der eines Tages im Beichtstuhl sitzt, fordert den Padre heraus, denn er begehrt einen Jungen, für den auch Guzmán verbotene Gefühle empfindet.

Es entwickelt sich ein Katz- und Mausspiel, das von Uhly mit einer steigenden Intensität beschrieben wird, die letztendlich zu einer dramatischen Entladung führt, die jedoch vollkommen anders sein wird, als es die Leserinnen und Leser vermuten.

Es ist die Chronik eines angekündigten Verbrechens, die sich durch den Roman zieht und wohl niemand kann deren abgründiger Emotionalität aus dem Wege gehen, denn die Beichte des Fremden und seine Ankündigung der Tat wird zu einem triebhaften Duell zwischen ihm und dem Padre.

Dieser tief bewegende Roman hinterlässt einen Schock angesichts der Brisanz des Themas und der in der Regel abwiegelnden Haltung nicht nur der Katholischen Kirche zum Thema Missbrauch von Schutzbefohlenen.




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Veröffentlicht am 20. November 2022