Leseprobe -- Dieter Breuers -- Sterben für Jerusalem

Sie hatten sich fürs erste bei dem kleinen befestigten Städtchen Wieselburg niedergelassen, und obwohl der ungarische König Koloman Anweisung gegeben hatte, sie mit dem notwendigen Proviant zu versorgen, begannen die Männer alsbald, die Bevölkerung zu erpressen und ihr das letzte Stück Fleisch und den letzten Krug Wein abzufordern. Natürlich wehrten sich die Ungarn; es kam zu kleineren Uberfällen, und als der Mönch auf seinem erschöpften Pferd eintraf, wurde er Zeuge einer bestialischen Racheaktion. Gottschalks Männer hatten einen Bauernburschen gefangen, der einen der Ihren erschlagen hatte, und ihn nackt und mit gespreizten Beinen auf den Boden gekreuzigt. Ein langer, etwa armdicker und besonders gerade gewachsener junger Baum war am oberen Ende mit großer Sorgfalt angespitzt worden.
Er lag nun zwischen den Beinen des jungen Bauern, und ein wüst aussehender Franzose trieb den Stamm mit bedächtigen, kurzen Schlägen in den After des Unglückseligen. Der Bursche schrie unmenschlich, als sein Schließmuskel platzte und sich der Stamm langsam durch seine Därme auf den Magen zu bewegte. Ein zweiter Mann kniete neben dem sich windenden Opfer und verfolgte mit tastenden Handbewegungen das Eindringen des Pfahls in das Leihesinnere. Er dirigierte den Mann mit dem Hammer, der das Holz nach seinen Anweisungen mal mehr nach links, dann wieder nach rechts trieb, damit nach Möglichkeit kein lebenswichtiges Organ verletzt wurde. Der Bauernbursche verlor immer wieder das Bewußtsein und hörte nicht die anfeuernden Zurufe der Umstehenden, die ungeduldig darauf warteten, daß die Spitze des Stamms am Schlüsselbein austrat.