Bereits heute kann man die Ausmaße des Wachstums der privaten Mächte ermessen, die zum großen Teil den gewaltigen Kommunikationsnetzen zu verdanken sind, den direkten Austauschmöglichkeiten, den Ubiquitätsfaktoren, die aus diesen Möglichkeiten resultieren. Die privaten Mächte haben es verstanden, sie als die ersten zu nutzen, und haben auf diese Weise zum eigenen Profit Raum und Zeit abgeschafft - das ist bereits eine ganze Menge!
Das bedeutet eine schwindelerregende Vervielfachung der Menge an Vermögen, die sie umfassen, beherrschen, verbinden oder duplizieren können, ohne sich um Gesetze und Beschränkungen zu kümmern, da sie diese unter derart globalisierten Bedingungen leicht umgehen können.
Ohne sich allzusehr um den im Vergleich zu ihnen häufig armen Staat zu kümmern, der gebunden ist, der beurteilt und angezweifelt wird und im Rampenlicht steht, können sie durchstarten: Sie sind freier, motivierter, mobiler, unendlich viel einflußreicher als jener, sie haben keine Wählersorgen, keine politische Verantwortung, keine Kontrolle und sind natürlich auch nicht moralisch an die gebunden, die sie erdrücken. Sie überlassen es anderen, ihren Opfern zu zeigen, daß alles zu deren Wohl geschieht -und natürlich zum Wohle aller, denn das Wohl aller, das versteht sich von selbst, wird nur durch ihr eigenes Wohl erreicht. Sie stehen über den politischen Instanzen und müssen auf keinerlei abgestandene Ethik, keinerlei Gefühl Rücksicht nehmen.
Im Zweifelsfall müssen sie sich (in den höchsten Sphären, da, wo das Spiel unberechenbar wird) nicht einmal mehr um Erfolge oder Mißerfolge kümmern, sondern haben nur noch sich selbst zum Ziel: ihre endlos fortgesetzten Transaktionen, die Spekulationen, die kein anderes Ziel haben als die eigene Bewegung.
Sie stoßen auf keine anderen Hindernisse als auf diejenigen, die von ihresgleichen geschaffen wurden.
Aber letztere verfolgen denselben Weg wie sie, streben nach denselben Zielen- und wenn auch einige unter ihnen versuchen, diese Ziele vor den anderen oder an deren Stelle zu erreichen, so verändert das nicht im geringsten das allgemeine System. Die zügellose Konkurrenz innerhalb so komplexer Netze schweißt die Beteiligten in Wirklichkeit zusammen, ballt ihre Energie, die sich im Namen einer gemeinsamen, nie genannten, nie eingestandenen, aber gelebten Ideologie auf dieselben Ziele konzentriert. Die privatwirtschaftlichen transnationalen Gruppen beherrschen somit mehr und mehr die staatlichen Machtinstanzen. Sie werden nicht vom Staat kontrolliert, ganz im Gegenteil, sie kontrollieren ihn und bilden im großen und ganzen eine Art Nation, die außerhalb eines Territoriums, außerhalb irgendwelcher Regierungsinstitutionen unaufhörlich die Institutionen der verschiedensten Länder und deren Politik beherrscht. Häufig erfolgt das auf dem Umweg über namhafte Organisationen wie die Weltbank, den Internationalen Währungsfond (IWF) oder die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).