Buchkritik -- Alain de Benoist -- Aufstand der Kulturen

Umschlagfoto  -- Alain de Benoist  --  Aufstand der Kulturen Die Krise der Moderne ist evident. Ihre Auswirkungen spürt jeder einzelne direkt und zum Teil sehr schmerzhaft. Ob es der Verlust von Arbeitsplätzen ist, die wohl niemals wieder hergestellt werden, ob es neue Wirtschaftsformen sind, die den Menschen mit vollkommen neuen Arbeitsformen konfrontieren, ob es der Werteverfall in Politik und Gesellschaft ist, immer ist ein Unbehagen an den aktuellen Zuständen spürbar.

Alain de Benoist versucht in seinem Buch "Aufstand der Kulturen" einen Wegweiser zu geben, um diesem bereits eingeschlagenen Weg eine andere Richtung zu geben. Neben einem Manifest der "Nouvelle Droite", (die "Nouvelle Droite" ist nicht zu vergleichen mit der "Neuen Deutschen Rechten"), finden sich in dem Buch Aufsätze, die überwiegend in den neunziger Jahren geschrieben wurden.

Ausgehend von der nicht zu bestreitenden These, dass es der wirtschaftliche und politische Liberalismus und daraus resultierend die Globalisierung der Wirtschaft ist, welche für die aktuellen gesellschaftlichen Probleme verantwortlich ist, versucht Benois Lösungsvorschläge zu geben.

Sein Anliegen ist es, darauf aufmerksam zu machen, das die einzige Chance einer friedlich zusammenlebenden Welt darin besteht, die Vielfalt der Kulturen, ihre Eigenheiten und Besonderheiten zu bewahren. Zwar kann der Nationalstaat die anstehenden Probleme nicht mehr allein lösen, doch er ist durch seine über Jahrhunderte gewachsenen Traditionen und Werte dazu in der Lage, ein friedliches Miteinander zu garantieren.

Der Liberalismus ist dagegen bestrebt, den Einzelnen aus seinen bisherigen Beziehungen zu lösen, ohne an die Stelle dessen etwas annähernd gleichwertiges zu stellen. Das primäre Ziel des Liberalismus ist die Schaffung eines Marktes, dessen Gesetze überall auf der Welt die gleichen sind. Das Individuum, nun scheinbar befreit von Werten, findet sich orientierungslos in einer Welt wieder, deren erklärtes Ziel der Konsum ist.

Benoist plädiert für ein neues Verständnis und eine zunehmende Bedeutung von regionalen Kulturen. Organisatorisch sieht er diese Gesellschaft zwischen Subsidiaritätsprinzip und Kommunitarismus angeordnet. Er befürwortet überstaatliche Institutionen nur insofern, wenn sie zur Lösung von internationalen Problemen beitragen können, die die Möglichkeiten der regionalen Politik überfordern.

Der ideologische Hauptgegner ist für Benoist der Liberalismus, der durch eine fatale Individualisierung der Menschen dafür sorgt, dass letztlich nur ein geschichtsloser, konformer Konsument die Erde bevölkert.

Soweit ist dem Autor zuzustimmen, doch es gelingt Benoist nicht, den Leser wirklich davon zu überzeugen, das Globalisierung und Liberalismus die einzigen "Schuldigen" an der Krise der Moderne sind. Es ist gewiß so, dass neue Wirtschaftsformen eine Veränderung im gesellschaftlichen Zusammenleben bewirken, es ist gewiß auch der Fall, dass die Globalisierung zu einer kulturellen Monotonie führen kann und wird. Doch die Gründe für die aktuelle Sinnkrise auschließlich darin zu sehen, greift zu kurz.

Karl Marx hatte zwar recht damit, dass das Sein das Bewußtsein bestimmt, (dies unterstreicht auch Benoist auf jeder Seite seines Buches), doch auch das jeweils aktuelle Sein muß zuvor durch ein wie auch immer geartetes Bewußtsein geprägt worden sein. Insofern ist es eine bedauerliche Verkürzung der Fragestellung, wenn mit der Globalisierung und dem Liberalismus die einzigen Gründe für die aktuelle Krise angeführt werden.

Die wirklichen Gründe hierfür warten noch auf die Entdeckung.




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