Anstelle Millionengewinn Freifahrtschein ins Grab

Es gibt politische Ideen, die sind so brillant in ihrer Absurdität, dass man sie fast für Satire halten möchte, bis man merkt, dass sie ernst gemeint sind. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht per Losverfahren ist eine solche Perle deutscher Realpolitik. Es ist, als hätte jemand beim Frühschoppen beschlossen, die Bundeswehr mit einer Tombola zu modernisieren: Anstelle von Geld oder Autos gibt’s diesmal eben den Hauptgewinn, sechs Monate unter staatlicher Aufsicht, vielleicht mit Aussicht auf Auslandseinsatz, Kasernenhumor und Erziehung zum „Bürger in Uniform“. Der Trostpreis: ein Zertifikat über patriotische Pflichterfüllung und eine bleibende Abneigung gegen alles, was Uniform trägt. Weiterlesen

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Die Bigotterie des linken Denkens

Meditation über die Bigotterie des linken Denkens

Der Satz aus Konrad Paul Liessmanns jüngstem Werk „Was nun? Eine Philosophie der Krise“ , der dieser Meditation als Ausgangspunkt dient, ist von einer provokanten und zugleich tiefgründigen Schärfe: „Die Art, mit der die politische Linke ihre Toleranz gegenüber dem Islam zur Schau stellt, lässt den Verdacht aufkommen, dass hier kaum etwas Problematisches schmerzlich geduldet wird, sondern ein sublimes Einverständnis mit einer patriarchal-konservativen Lebensform signalisiert wird, der das eigene Unbewusste in einem Maße zustimmt, die das politische Über-Ich nie zulassen würde.“ Diese These fungiert als ein Skalpell, das in das Fleisch eines der zentralen Selbstverständnisse der politischen Linken schneidet, ihrer progressiven, emanzipatorischen und toleranten Identität. Sie postuliert einen fundamentalen Widerspruch, eine Form der intellektuellen und moralischen Bigotterie, die nicht aus bewusster Heuchelei, sondern aus den Tiefen einer komplexen psychischen und ideologischen Dynamik gespeist wird. Weiterlesen

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Bekenntnis statt Ergebnis, der schleichende Tod der Wissenschaft

Wenn Forscher zu Predigern und Thesen zu Glaubenssätzen werden, verliert die Wissenschaft ihren Sinn: die Suche nach Wahrheit.

Die moderne Wissenschaft verheddert sich in moralischer Selbstinszenierung. Nicht mehr das Ergebnis zählt, sondern die Gesinnung, mit der man es verkündet. Statt Erkenntnis strebt man nach Zustimmung, und wer widerspricht, gilt als Ketzer. Ein Essay über den leisen, aber tödlichen Wandel vom Denken zum Bekennen.

Es beginnt, wie alles Tragische beginnt: mit guten Absichten:

Die Welt ist komplex geworden, die Probleme drängend, die Öffentlichkeit fordernd. Also verlangt man von der Wissenschaft Haltung, moralische Klarheit, gesellschaftliche Relevanz. Und während man früher noch forschte, um zu verstehen, forscht man heute, um zu bestätigen, was man ohnehin schon weiß. Das Experiment wird zum Ritual der Selbstvergewisserung, die These zur Flagge, und wer sie nicht hoch genug hält, gilt als Verräter am Fortschritt.

Die Wissenschaft, jene letzte Bastion gegen das Geräusch der Meinung, ist zur PR-Abteilung der Moral geworden. Weiterlesen

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Sterbe schnell, bevor der Fratzscher kommt

Ein ebenfalls satirisches Manifest gegen das Endlichkeitsmanagement der Demokratie

Es gibt Vorschläge, die sind so bizarr, dass man sie beinahe bewundern muss. Sie haben jenen eigentümlichen Glanz, den nur der Irrsinn im Festtagskleid entfaltet. Wenn die Ratio schon längst ihre Sachen gepackt hat und die Vernunft sich ins Exil verabschiedet, erscheint er auf der Bühne: der Ökonom, der Demograph, der Rechenkünstler mit strengem Blick und seidenweicher Stimme, und erklärt uns, dass die Lösung aller Probleme in einer kleinen Korrektur des Wahlrechts liege. Klein, versteht sich, wie ein chirurgischer Schnitt am Herzen: kaum spürbar, und doch tödlich. Weiterlesen

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Drohnen – wer hat die besten?

Norden, Süden, Osten, Westen – welche Drohnen sind die Besten? Niemand weiß etwas Genaues, aber alle wissen, wer dahintersteckt. Apropos: meine Toilettenspülung ist defekt. Angriff auf kritische Infrastruktur. Sofortige Kriegsbereitschaft herstellen. Weiterlesen

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Reaktanz in Zeiten betreuten Denkens

Man muss es einfach einmal aussprechen: Ein Hoch auf das betreute Denken! Welch ein Segen in unserer hektischen, überkomplexen Welt. Wie wunderbar einfach das Leben doch ist, wenn uns die Leitmedien des Landes morgens nicht nur den frisch gebrühten Kaffee, sondern auch gleich die passende, wohltemperierte Meinung dazu servieren. Kein mühsames Abwägen von Fakten, kein lästiges Selberdenken, keine Gefahr, im Dickicht der Ambiguität verloren zu gehen. Es ist eine intellektuelle All-inclusive-Reise, eine Dienstleistung, für die man im Grunde zutiefst dankbar sein müsste. Man lehnt sich zurück und lässt sich die Welt erklären, fertig aufbereitet, moralisch einwandfrei und garantiert frei von unerwünschten argumentativen Zusatzstoffen. Ein Service, der das eigene Gewissen beruhigt und den Geist entlastet. Weiterlesen

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Glück, ein unzuverlässiger Begleiter

I. Einleitung: Das Paradox des Glücksstrebens

Das Streben nach Glück ist eine der fundamentalsten Konstanten menschlicher Existenz. Es durchdringt alle Kulturen, alle Epochen und alle individuellen Lebensentwürfe. Von den antiken Philosophen bis zu den modernen Selbsthilfe-Gurus, von den großen Religionen bis zu den profanen Alltagsweisheiten, die Frage nach dem glücklichen Leben ist die Triebfeder unzähliger Diskurse, Hoffnungen und Anstrengungen. Doch in diesem universellen Streben liegt ein tiefes Paradox verborgen: Je direkter und verbissener wir das Glück jagen, desto flüchtiger und ungreifbarer scheint es zu werden. Es ist, als ob das Glück ein scheues Wild wäre, das sich just in dem Moment entzieht, in dem wir es zu fassen glauben. Diese Erfahrung der Flüchtigkeit, der Unbeständigkeit und letztlich der Unzuverlässigkeit des Glücks ist es, die den Menschen seit jeher in ein Spannungsverhältnis zu seinen eigenen Wünschen und Erwartungen setzt. Weiterlesen

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Nicolás Gómez Dávila

Die zeitlose Gültigkeit des reaktionären Aphorismus

Im intellektuellen Halbschatten des 20. Jahrhunderts, abseits der akademischen Hauptströmungen und politischen Agenden, entfaltete sich das singuläre Werk des kolumbianischen Denkers Nicolás Gómez Dávila. Als ein in die Klausur seiner monumentalen Bibliothek zu Bogotá zurückgezogener Solitär, schuf er ein Œuvre, das sich beinahe ausschließlich aus jenen Aphorismen zusammensetzt, die er als „Scholien“ bezeichnete. Diese prägnanten Sentenzen formen ein Mosaik radikaler Modernitätskritik, das sich bewusst von den vorherrschenden Ideologien seiner Zeit absetzt. Gerade durch diese konsequente Distanzierung und die tiefe Verankerung seines Denkens in einer metaphysischen Tradition erlangt sein Werk eine zeitlose Gültigkeit, die es zu einer beständigen Provokation für die Reflexion über die „conditio humana‟ im Zeitalter der Moderne macht. Weiterlesen

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Am Rand der Zeit: Eine melancholische Betrachtung

Inspiriert von James Rebanks‘ „Insel am Rand der Welt“

Die Stille zwischen den Wellen

Es gibt Momente, in denen die Welt stillzustehen scheint, nicht in der lärmenden Stille einer überfüllten Stadt, sondern in der wahrhaftigen Ruhe einer entlegenen Insel, wo nur der Wind durch das Gras streicht und die Wellen gegen uralte Felsen schlagen. James Rebanks führt uns an solche Orte, an den Rand der bekannten Welt, wo die Zeit andere Gesetze befolgt und wo das menschliche Herz endlich wieder seinen eigenen Rhythmus finden kann.

Hier, zwischen Himmel und Meer, zwischen dem Gestern und dem Morgen, offenbart sich eine Wahrheit, die in unserer hektischen Zeit fast vergessen scheint: dass wir Teil von etwas Größerem sind, etwas Dauerhafterem als unsere flüchtigen Sorgen und unser rastloses Streben. Die Entenfrauen von Vega verstehen dies seit Jahrhunderten. Sie leben nicht gegen die Natur, sondern mit ihr, in einem Rhythmus, der älter ist als alle Uhren und weiser als alle Kalender. Weiterlesen

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Berlin als logistische Drehscheibe im Krieg? Schon verloren!

Der neue „Operationsplan Deutschland“ ist ein Dokument von spröder Schönheit: geheim, technisch, ausweichend. Er beantwortet Fragen nicht, er verweist. Er gibt keine Sicherheit, er beschreibt Zuständigkeiten. Und Berlin, das ohnehin schon notorisch chaotische Herz der Republik, ist dabei kein sicherer Hafen, sondern: Durchgangsstation. Weiterlesen

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