Eine provozierende Betrachtung
I. Einleitung: Der unbequeme Pädagoge – Nietzsche und die Bildung
Es gibt Denker, deren bloße Nennung die Luft mit einer elektrischen Spannung auflädt, deren Namen wie ein Donnerschlag durch die intellektuelle Landschaft hallen und deren Erbe so vielschichtig ist, dass es sich jeder einfachen Kategorisierung entzieht. Friedrich Nietzsche ist zweifellos einer von ihnen. Ein Philosoph, dessen Werk oft als dynamisches Amalgam aus Poesie, Polemik und prophetischer Vision erscheint, hat Generationen von Lesern fasziniert, provoziert und nicht selten verstört. Doch wie verhält es sich mit Nietzsche als „Erzieher“? Kann der Mann, der die „Umwertung aller Werte“ forderte, der die christliche Moral als „Sklavenmoral“ geißelte und den „Tod Gottes“ verkündete, tatsächlich als pädagogische Instanz begriffen werden? Die Vorstellung scheint auf den ersten Blick paradox, ja beinahe blasphemisch. Ein Erzieher, der die Konventionen sprengt, der das Bequeme verabscheut und das Risiko feiert? Ein solcher Pädagoge würde wohl kaum in den Lehrplan einer staatlichen Bildungsanstalt passen, und doch, oder gerade deshalb, ist die Auseinandersetzung mit Nietzsches pädagogischen Impulsen heute relevanter denn je. Weiterlesen →