Meinungsfreiheit? Klar doch! Jedenfalls so lange, bis die geäußerte Meinung den immer enger werdenden Korridor des Erlaubten, des Erwünschten und der polit-medialen Korrektheit nicht verlässt. Wenn das geschieht, wenn sich der Bürger, immerhin – theoretisch – der Souverän, kritisch zu von diversen Gruppierungen festgelegten Narrativen äußert, dann schlägt über ihm die Welle der Ausgrenzung, des Verdachts der Verschwörungstheorie, der sozialen Ausgrenzung, des für Vogelfrei Erklärens und damit der vollkommenen Zerstörung des beruflichen und gesellschaftlichen Status.
Ausgerechnet diejenigen, die sich lautstark Demokratie, Meinungsfreiheit und Diversität auf ihre Fahnen geschrieben haben, sind auch diejenigen, die am lautesten Schreien, wenn irgendwo eine kritische Stimme auftaucht, die am veröffentlicht Erlaubten Zweifel äußert.
Diese schmerzhafte Erfahrung musste auch Ulrike Guérot machen; eine bis dahin respektierte Politikwissenschaftlerin und glühende Vertreterin des Europäischen Gedankens. Auf Kongressen und Symposien gerne gesehen und gehört, und, vor ihrem „Sündenfall“, die glänzende „Neuerwerbung“ der Universität Bonn.
Und dann das: Eine kritische Stimme zum politisch-gesellschaftlichen Umgang während der sog. Corona-Pandemie, in deren Verlauf sich ein scheinbar demokratischer Staat von seiner autoritär-rigiden Seite zeigte und, quasi entgegen sämtlicher demokratischer Spielregeln, mit Verordnungen regierte, welche den Bürgern demonstrierten, wie schnell mithilfe einer auf Staatslinie gebrachten Wissenschaft, im Verein mit einer ebenfalls politkonformen Rechtsprechung der Rechtsstaat ausgehebelt werden konnte.
Und dann auch noch das: Mitten in der veröffentlichten kriegsbesoffenen Haltung zum Angriff Russlands auf die Ukraine, eine Stimme, die nicht nur zum Willen für den Frieden mahnte, sondern sich ebenfalls erdreistete, die Ursachen und die Hintergründe dieser inzwischen hunderttausende von Toten geforderten militärischen Konfrontation zu benennen.
Von da an, genauer gesagt, in einer ZDF-Talkrunde bei Markus Lanz, in der Ulrike Guérot auf eine Lobbyistin der Rüstungsindustrie und Kriegstreiberin traf, war es um den Ruf der bislang untadeligen Wissenschaftlerin geschehen und die Hinrichtungsmaschinerie des polit-medialen Komplexes nahm ihre zerstörerische Arbeit auf.
Aus haltlosen, sich im Nachhinein als geringfügige Schludereien erwiesen habenden Plagiatvorwürfen wurde unter rhetorischer Zuhilfenahme des Feuilletons einer großen deutschen Zeitung – zweifellos ein gelungenes Beispiel angewandten Qualitätsjournalismus – schnell eine Kampagne mir dem erklärten Ziel, Ulrike Guérot in die in solchen Fällen immer gern benutze Schmuddelecke rechter Provenienz zu treiben und sie wissenschaftlich und menschlich aus dem Sing- und Spielkreis „aufrechter Demokraten“ zu vertreiben.
„Umstritten“ ist das Zauberwort der selbst ernannten Bewahrer der Demokratie, mit dem es ihnen immer öfter gelingt, Personen mit missliebiger Meinung zu etikettieren, zu diskreditieren, um sie aus dem öffentlichen Diskurs zu verbannen und mundtot zu machen.
Ziehen wir einmal die Definition einer KI diesbezüglich zurate: <Das Wort „umstritten“ im gesellschaftlich-sozialen Kontext bezieht sich auf etwas, das zu Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen oder Debatten führt. Es deutet darauf hin, dass eine Frage, ein Thema, eine Idee oder eine Handlung kontrovers ist und unterschiedliche Ansichten, Positionen oder Standpunkte hervorruft. Wenn etwas als „umstritten“ bezeichnet wird, bedeutet dies, dass es verschiedene Meinungen darüber gibt, ob es akzeptabel, richtig oder wünschenswert ist. Diese Meinungsverschiedenheiten können auf unterschiedlichen Werten, Überzeugungen, Erfahrungen oder Interessen basieren und können zu Spannungen oder Konflikten führen.>
Gleichzeitig, und hier denkt und schreibt wieder ein Mensch, werden wir jedoch Zeugen, wie der Begriff „umstritten“ zu wissenschaftlicher und sozialer Ausgrenzung führt, insbesondere wenn er dazu verwendet wird, legitime wissenschaftliche Debatten (Corona) oder kontroverse Themen (Ukrainekrieg) herabzusetzen oder zu diskreditieren. Wenn eine wissenschaftliche Theorie, Hypothese oder Methode als „umstritten“ bezeichnet wird, heißt das nichts weniger, als dass sie nicht ernst genommen oder akzeptiert wird, selbst wenn sie auf fundierten Beweisen (Corona) oder Forschungsergebnissen (Klimawandel) basiert.
Der Begriff „umstritten“ wird von kleinen, aber medial gut vernetzen Minderheiten bevorzugt dazu verwendet, um ihre eigenen politischen oder ideologischen Agenden zu fördern, indem bestimmte Meinungen und Ansichten diskreditiert werden, die nicht mit veröffentlicht Erlaubten Überzeugungen konform gehen.
Das Ergebnis sehen wir hier: Der Fall Ulrike Guérot: Versuche einer öffentlichen Hinrichtung
Hier gibt es weitere „umstrittene“ Bücher. Natürlich von ebenso umstrittenen Autoren.
Und Autorinnen. Versteht sich doch!