Buchkritik -- Lee Child -- Der Bluthund

Umschlagfoto, Buchkritik, Lee Child, Der Bluthund, InKulturA Jack Reacher ist wieder einmal unterwegs, eine drei Tage währende Beziehung hinter sich lassend, und man kann die Frau verstehen, die diese Abschiedszeilen geschrieben hat: „Du bist wie New York. Ich besuche es liebend gern, aber ich könnte dort nicht leben.“

Also macht Jack das, was er immer macht und am besten kann: Er schnappt sich seine Zahnbürste, begibt sich zum Busbahnhof und steigt in den nächsten abfahrenden Bus ein. Ziel und Richtung egal, Hauptsache weg von hier und hinein in den nächsten Reacher-Fall.

Eine Pinkelpause und der Blick in die Auslage eines Pfandleihers führt ihn dann auch wieder mit der gewohnten Regelmäßigkeit mitten in ein Wespennest bestens organisierten Verbrechertums. Ein Ring. Frauengröße. Ein Abschlussring der Militärakademie West Point bringt den ehemaligen Militärpolizisten ins Grübeln darüber, warum jemand, der seinen Ring nach drei harten Jahren mit Stolz tragen könnte, ihn bei einem Verleiher verscherbelt.

Seine Neugier ist geweckt und die bösen Jungs müssen sich einmal mehr warm anziehen. Das muss der Leser zwar nicht, aber er sollte eine Menge Geduld haben, wenn er Lee Child den Respekt erweist und den 22. Reacher-Band, dessen Originalausgabe übrigens bereits 2017 erschien, bis zum Ende lesen will.

Die Zutaten, mit denen der Autor seinen Roman schreibt, sind den Fans bekannt und auch dieses Mal macht Child keine Ausnahme. Mit Leichtigkeit nimmt Bigfoot, so die wenig charmante Beschreibung eines Bösewichts bezüglich Reachers Gestalt, die Flachlanddeppen auseinander, die wieder einmal ihre kämpferischen Fähigkeiten überschätzen, sodass auch der inzwischen in die Jahre gekommene Reacher die Arenen der Hinterhöfe und dunklen Gassen wie immer mit wenigen Blessuren als Sieger verlässt.

Aber von solchen Kleinigkeiten lässt sich „Der Bluthund“ nicht abhalten, um die ehemalige Besitzerin des Ringes zu ermitteln. Ihm zur Seite stehen die Zwillingsschwester der Verschwundenen und der Privatdetektiv, ein ehemaliger FBI-Agent, den sie mit der Suche nach ihrer Schwester beauftragt hat.

Es ist ein düsterer Roman, den Lee Child seinem Lesepublikum vorlegt. Drogenabhängigkeit, vergessene Kriegsveteranen und, wie sich natürlich herausstellt, Feigheit vor den eigenen Kameraden bilden zusammen mit der Einsamkeit einer prächtigen Landschaft die Kulissen dieses etwas anderen Roman um Amerikas letzten Aufrechten, Jack Reacher.

An machen Stellen unlogisch, an anderen etwas langatmig, ist dieser Roman vor allen Dinges eines: Gewöhnungsbedürftig.




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Veröffentlicht am 31. Juli 2020