Buchkritik -- Klaus-Jürgen Bremm -- Die Türken vor Wien

Umschlagfoto, Buchkritik, Klaus-Jürgen Bremm, Die Türken vor Wien, InKulturA Das osmanische Reich und Europa in Gestalt des Habsburger Reiches. Die Türkei und die EU. Ein Verhältnis, das spannungsreicher nicht sein könnte und dessen Konfliktpotenzial, zumindest wenn man der These Huntingtons von den jetzt nicht mehr ideologischen, sondern religiösen Konfliktzonen folgt, immer noch latent schwelt.

Seit dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 wurde das osmanische Reich zum machtvollen Gegenspieler der meist zerstrittenen europäischen Mächte und die Hauptlast der expansiven Politik der Hohen Pforte trug das heutige Ungarn. Zweimal standen die Heere des Sultans vor den Toren Wiens und die europäische Geschichte wäre vollkommen anders verlaufen, wenn der Erfolg aufseiten der sich in Überzahl befindenden türkischen Truppen gewesen wäre.

Klaus-Jürgen Bremm hat die Türkenkriege, die sich mal intensiver, mal weniger intensiv vom 16. bis zum 19. Jahrhundert hinzogen einer detaillierten Betrachtung unterzogen, wobei sein Hauptaugenmerk auf deren Verlauf, den Belagerungen und Feldzügen und die immer wieder neu ausgehandelten und regelmäßig von beiden Seiten gebrochenen Verträge liegt.

Es gab, so der Autor, keinen gemeinsamen Willen der europäischen Mächte, dem expansiven Islam wirksam entgegenzutreten. Im Gegenteil, Frankreich und Venedig verfolgten eigene Interessen, die nicht selten Kooperationen mit dem osmanischen Reich bedeuteten.

Alle kontinentaleuropäischen Mächte waren, gemäß eigener Interessen und Ziele, an den Türkenkriegen beteiligt und Bremm macht aus der sich Jahrhunderte hinziehenden massiven Bedrohung Europas ein monumentales historisches Panorama.




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Veröffentlicht am 10. Januar 2022