Buchkritik -- Jason Brennan -- Gegen Demokratie

Umschlagfoto, Buchkritik, Jason Brennan, Gegen Demokratie , InKulturA Hobbits, Hooligans und Vulkanier. In diese Kategorien ordnet Jason Brennan das gemeine Wahlvolk ein. Hobbits sind politische und soziale Dumpfbacken, die eher an Fernsehserien als an Politik interessiert sind. Die Hooligans, obwohl durchaus politisch aktiv, sind Fanatiker, die außer der eigenen politischen Präferenz keine abweichende Meinung zulassen. Nur die Vulkanier, von denen es für Jason Brennan viel zu wenige gibt, sind in der Lage, politische und wirtschaftliche Zusammenhänge kompetent zu beurteilen.

Was sich anhört wie die Einteilung in Menschen und Untermenschen, ist vom Autor auch so gewollt, denn er stellt das Prinzip Demokratie und individuelles Wahlrecht infrage. Die meisten Menschen sind, der Autor schreibt über amerikanische Zustände, zu dumm um das Wahlrecht in Anspruch nehmen zu dürfen. So schreibt Brennan gleich zu Beginn seiner Kampfschrift, dass er bezüglich der Leser seines Buches davon ausgeht, dass sie, eben weil sie es lesen, einen akademischen Grad besitzen. Der intellektuelle Zustand der USA muss schlimmer als befürchtet sein!

Die Demokratie liefert, verglichen mit einer Epistokratie, der Herrschaft der Wissenden, schlechte Ergebnisse und sollte zugunsten letzterer verändert werden. Das individuelle (Massen)Wahlrecht wird ersatzlos gestrichen und anstelle dessen nur Personen zur Wahl zugelassen, die vorher ihre Kenntnisse in Wirtschaftswissenschaft, Soziologie, Psychologie und Politologie durch eine Prüfung unter Beweis gestellt haben. Hört sich gewaltig nach einer Diktatur der "Wissenden" an, ist vom Autor aber ernst gemeint.

Den Dummen, dieses Wort darf man dem Autor nach Lektüre seines Pamphlets durchaus in den Mund legen, müssen mit allen Mitteln daran gehindert werden, Einfluss auf die Politik eines Staates zu nehmen. Leider widerspricht sich Brennan des Öfteren. Obwohl er der Meinung ist, die (Wahl)Stimme des Einzelnen hätte im Gesamtergebnis - wie kommt er nur auf solch einen hanebüchenen Unsinn? - keinen Einfluss, so hat er doch davor Angst, für die Fehlentscheidung von Hobbits und Hooligans am Wahltag in Geiselhaft genommen zu werden. Also hat die Einzelstimme nun Gewicht oder nicht, Mr. Brennan?

Einen Wählerführerschein, nichts Geringeres fordert der Autor. Da ist aber noch mehr drin. Ich denke da an einen Elternführerschein, der "dummen" Menschen die Fortpflanzung verbietet. Du meine Güte, so etwas ähnliches gab es doch bereits im Nationalsozialismus...

Jason Brennan ist eigentlich ein wütender Mensch. Wütend darüber, dass nicht die Politik seiner Couleur ausgeführt wird, sondern dass neben ihm auch noch andere Personen existieren, die eine Meinung vertreten, die ihm partout nicht gefällt. Pech gehabt Mr. Vulkanier, so funktioniert eben Demokratie.

Wer sind nun für den Autor die Personen, die "besser informierten Wähler", die über die politische Zukunft eines Staates entscheiden sollen?. Sie sind, und jetzt klingeln die Ohren, "für Freihandel, für Einwanderung und Schwulenrechte, sie sind für das Recht auf Abtreibung {…} Sie wollen Steuern erhöhen, um das Staatsdefizit abzubauen. Sie wollen etwas gegen den Klimawandel tun und lehnen militärische Interventionen ab. Und sie achten auf Bürgerrechte." Bezogen auf das amerikanische Wahlvolk würden wohl ausschließlich Ostküstenbewohner Gnade in Brennans Augen erhalten.

Vielleicht sind die Massen aber gar nicht so dumm, wie der Autor es darstellt und die von ihm geforderten "besser informierten Wähler" nur die Profiteure des Systems?




Meine Bewertung:Bewertung

Veröffentlicht am 28. Mai 2017