Buchkritik -- David Cordingly -- Unter schwarzer Flagge

Umschlagfoto  -- David Cordingly  --  Unter schwarzer Flagge Piraten! Schon das Wort allein ruft Kindheitserinnerungen wach. Wer von uns hat nicht in jungen Jahren mindestens einmal davon geträumt ein Pirat zu sein. Die Schatzinsel und Peter Pan kennt wohl jeder. In unseren Vorstellungen war das Piratenleben lustig, bunt und aufregend. Doch wie sah die Realität aus. Waren Piraten wirklich immer gut gelaunt und ihren Gegnern gegenüber jovial?

David Cordingly zeigt uns ein anderes Bild dieses Männerbündnisses. Er berichtet über die Zeit von 1650 bis 1725, als die Piraterie ein schnelles Ende fand. Kenntnisreich und Quellensicher schildert er das Leben dieser Männer und Frauen. Weit davon entfernt dieses Dasein zu romantisieren, beschreibt er mit Hilfe von Zeitdokumenten die damalige Situation.

Schnell entlarvt er den Mythos des Piraten. Es waren keine ewig singenden Seeleute, sondern auch damals schon bis auf wenige Ausnahmen der Bodensatz der Gesellschaft. Sie raubten um ihre Beute hinterher in Tavernen und Bordellen zu verprassen. Auch die Mär von den großen Piratenschätzen zerstört Cordingly. Aufgrund ihres unsteten Lebensstils waren die Piraten gar nicht dazu in der Lage viel von ihrer Beute zu verstecken.

Einen bemerkenswerten Faktor stellte jedoch die Selbstorganisation dieser Bündnisse dar. Weit entfernt von jeglicher juristischer Regel, gelang es ihnen trotzdem, sich einen gültigen Gesetzeskanon zu geben. Entscheidungen wurden per Mehrheitsentschluss gefällt und der Kapitän konnte auch schon einmal abgewählt werden. Dieses ist um so bemerkenswerter, weil man sie gemeinhin für "Gesetzlos" hielt. Die Organisation war zwar locker, aber durchaus dazu in der Lage aus einem Haufen von, wie wir heute sagen würden "Kriminellen", eine funktionierende Mannschaft zu formen. Das Leben an Bord eines Piratenschiffes scheint allemal besser gewesen zu sein, als auf manchem Handelsschiff. Das zumindest würde erklären, warum sich viele Seeleute von Handelsschiffen dazu entschlossen, einer Piratenmannschaft beizutreten.

Wem die romantische Verklärung der Piraterie schon immer verdächtig vorkam, der sich in diesem Buch von David Cordingly genauer informieren.




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