Buchkritik -- Martin van Creveld -- Das bevorzugte Geschlecht

Umschlagfoto  -- Martin van Creveld  --  Das bevorzugte Geschlecht Martin van Creveld, ein Historiker und Militärtheoretiker, hat sich mit seinem Buch Das bevorzugte Geschlecht eine andere "Kampfzone" ausgesucht. Er geht der Frage nach, ob die Theorie von der Unterdrückung und Ausbeutung der Frau korrekt ist und sich im Lauf der Geschichte nachweisen läßt. Sein Fazit ist eindeutig: Es gab und gibt keine Beweise für diese Theorie, sondern im Gegenteil, es stellt sich heraus, daß Frauen im Lauf der Geschichte die eigentlichen Gewinner waren. Schwächer zwar als Männer und ihnen an Kraft und Ausdauer unterlegen, gelang es ihnen doch, sich in den jeweiligen Lebenswelten behaglich einzurichten. Männer zogen in den Kampf, entdeckten neue Länder und machten wissenschaftliche Entdeckungen. Sie verausgabten sich bei ihrer Arbeit und starben früher als Frauen.

Creveld legt umfangreiches Material vor um seine These zu begründen. Und siehe da, die Geschichte erweist sich als vollkommen anders, als es uns die (Radikal)Feministinnen weismachen wollen. Viele, inzwischen liebgewordenen Klischees von der Ausbeutung und Unterdrückung der Frau erweisen sich als Luftnummer, bzw. wurden aus politisch-ideologischen Motiven erfunden. Sein historisches Panorama spannt sich über mehrere Jahrtausende und immer erweisen sich dabei die Frauen als Gewinnerinnen. Gewiß waren manche Zeiten härter als andere, aber das galt sowohl für den Mann, als auch die Frau. Auch in Perioden des Umbruchs, des Mangels und der kriegerischen Auseinandersetzungen waren die Frauen von allzuviel Härte geschützt. Die Hauptlast trugen Männer.

Schon in der Erziehung, so van Creveld, wird dieser immer währende Unterschied praktiziert. Während man den weiblichen Kindern die Härte des Alltags so lange wie möglich vorenthält, wird von den Jungen frühzeitig erwartet, daß sie den Ernst des Lebens begreifen. Nun mögen ja in unseren aktuellen Zeiten diese Unterschiede etwas verwischt worden sein, doch im Allgemeinen muß man dem Autor zustimmen. Zudem ist sein Belegmaterial über alle Zweifel erhaben. Creveld tut das, was ein guter Historiker tun sollte. Er orientiert sich an den historischen Fakten und zieht daraus seine Schlüsse. Die sind jedenfalls eindeutig. Bis auf wenige Ausnahmen abgesehen, sind Frauen niemals unterdrückt worden. Es gab in jeder Periode Maßnahmen zu ihrem Schutz. Frauenhäuser haben, wenn man so will, eine lange Tradition.

Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts lief dann die ganze Sache doch etwas aus dem Ruder. Die Forderungen der Feministinnen wurden immer exorbitanter. Sie wollten Gleicheit und forderten in Wirklichkeit Privilegien. Quote statt Qualität war jetzt die Devise. Frauenparkplätze, Frauenhäuser, Frauenbeauftragte, etc. waren fortan aus dem öffentlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die berechtigte Forderung nach gleichem Recht für alle, wurde schnell zu Anspruch auf mehr (Frauen)Rechte. Van Creveld ist zwar als guter Historiker zur Neutralität verpflichtet, der er auch tapfer nachkommt, doch an vielen Stellen kann er nur sein Unverständnis über den Forderungenkatalog mancher organisierter Frauenverbände äußern.

Sein Buch wird garantiert zu erregten Debatten und entrüsteten Protesten seitens der organisierten "Frauenschaft" führen. Das ist gut und notwendig und wird doch nichts ändern. Frauen werden weiter auf ihre Privilegien pochen und wir Mäner werden dafür zahlen müßen. Das machen wir doch gerne, oder? Goethe hat es schließlich auf den Punkt gebracht: "Das ewig Weibliche zieht uns hinan.".




Meine Bewertung:Bewertung