Buchkritik -- Rachel Cusk -- Arlington Park

Umschlagfoto  -- Rachel Cusk  --  Arlington Park (Haus)Frauen und Mütter am Rande des Wahnsinns. Dieser kurze und prägnante Satz bringt den Inhalt des Buches Arlington Park von Rachel Cusk auf den Punkt. Im diesem fiktiven Londoner Vorort trifft gelangweilte Bürgerlichkeit auf gescheiterte Lebensentwürfe. Die Autorin schildert einen Tag im Leben diverser Frauen, die zwischen Pflichterfüllung und Aufbegehren zermalmt zu werden scheinen. Die äußere Fassade von Harmonie und Zufriedenheit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Leben zwischen Kindererziehung und Haushalt so manche Frau in einem permanenten Zustand der Unzufriedenheit zurück lässt.

Die Tage des Jahres sind angefüllt mit Monotonie und femininer Einsamkeit. Da wird der spontane Gruppenausflug in ein neu eröffnetes Einkaufscenter zum Höhepunkt des Tages. Doch auch hier zeigt sich die Fragilität scheinbar fester Freundschaften. Animositäten und Feindbilder kommen zum Vorschein. Kleinliche Egoismen und belanglose Vorfälle reichen aus, um die eingebildete Harmonie zu zerstören.

Als Leser wird man in eine Welt versetzt, die an den Vorkreis zur Hölle erinnert. Nichts ist so, wie die Fassade es vorgaukelt. Bürgerliche Saturiertheit und bescheidener Wohlstand werden auf dem Altar der Gewöhnlichkeit geopfert. Das alltägliche Leben verkommt zu einer gefühlten Folter, die alle 24 Stunden aufs Neue beginnt. Männer und Kinder kommen, obwohl Hauptthema der Frauen, in diesem Buch allenfalls am Rande vor. Während die Männer bestenfalls noch als Beschützer und Ernährer gesehen werden, hauptsächlich jedoch als Zerstörer junger, träumerischer Weiblichkeit, wird der Nachwuchs als penetrant nervendes Anhängsel geschildert.

Rachel Cusk beschreibt eine Welt, die kalt und gnadenlos daher kommt. Das häusliche Interieur ist wichtiger als die Frage nach Glück und individueller Zufriedenheit. Ausbruchsversuche finden nicht mehr statt und der Rückzug in die innere Immigration ist in vollem Gang. Die Jungmädchenträume sind zerstört, weil sie von vornherein unrealistisch und zum Scheitern verurteilt waren. Die Flucht aus der Kindheit ist nicht geglückt, weil der angehäufte Ballast nicht abgeworfen wurde.

Wer kann die Männer vor solchen Frauen beschützen?




Meine Bewertung:Bewertung