Sprache ist ein mächtiges Werkzeug um Interessen, Meinungen und politische Ziele zu verschleiern oder im Gegenteil, sie der Allgemeinheit näher zu bringen. Politik, Wirtschaft und Werbung, ja der gesamte Sektor des öffentlichen Lebens funktioniert nach dem Motto:"Ich erzähle Dir was Du hören willst, dafür kaufst Du, wählst Du, denkst Du, wie ich es will"
So deutlich wird es gewiß niemals ausgesprochen, die Botschaften sind sehr viel subtiler. Peter Dittmar untersucht in seinem Buch Die Macht der Sprache diese Mechanismen, die für gewollte Konfusion sorgen. Er entlarvt nicht nur "Sprachpanscher", sondern prangert vielmehr "Sprachverhunzer" an. In einer Zeit, in der es, sogar in Kreisen der Intellektuellen, zur Mode geworden ist, sprachliche Botschaften auf ein Minimum zu reduzieren, sich Schlagworten zu bedienen, deren einziger Zweck darin besteht, den oder die "Botschafter" als auf der Höhe der Zeit zu zeigen. Information ist nicht mehr gefragt, sondern nur noch pseudomodernes Gelaber.
Sie sitzen überall, deren erklärtes Ziel es ist, mit Slogans und platten Parolen die Öffentlichkeit zu manipulieren. Ob in politischen Kommissionen, wirtschaftlichen Zirkeln oder im medialen Umfeld der veröffentlichten Meinung, eine gründliche Diskussion, ein Abwägen der Fakten gegeneinander und die Suche nach einer befriedigenden Lösung findet nicht mehr statt. Statt dessen werden diverse Zielgruppen mit Sprachhäppchen bedient, leicht verdaulich, doch eben nur oberflächlich.
In diesem geistigen Klima, so der Autor, kann es zu keiner, von der Vernunft getragenen Problemlösung kommen. Sogenannte Expertenkommissionen reden denjenigen zu, die sie einberufen haben. Parteiproporz bei der Bestellung der Mitglieder der jeweiligen Expertenrunde steht dem Ruf nach erwiesenen Fachleuten entgegen. Rücksicht auf die eigene Klientel führt zu keinen nennenswerten Ergebnissen. Wer es mit Hilfe der "Ochsentour" geschafft hat in die oberen Ränge der Politik aufzusteigen, den verlassen auf dem Weg dahin Mut und Verstand.
Das Resultat, so Peter Dittmar, ist sichtbar. Entscheidungen, die dieses Land zu dringend braucht, werden nicht getroffen, können nicht getroffen werden, weil den Verantwortlichen längst die Courage der eigenen Meinung abhanden gekommen ist. Zu groß ist die Angst als Außenseiter gebrandmarkt zu werden. Auch sog. Querdenker, sehr beliebt als Gäste in Talkshows, haben allenfalls ephemeren Charakter.
Der Autor fordert die Rückbesinnung auf eine Streit- und Diskussionskultur, die diesen Namen verdient. Eigene Interessen haben gegenüber dringenden gesellschaftlichen und politischen Problemen zurückzustehen. Sinnvolle Lösungen sind auch gegen das laute Lamentieren einer veröffentlichten Meinung durchzusetzen. Seine Botschaft ist klar: Wo Konflikte sind, muß man sie auch als solche behandeln. Diesen Rat sollten sich die politisch Verantwortlichen dieses Landes zu Herzen nehmen.
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