Buchkritik -- David Baldacci -- Doppelspiel

Umschlagfoto, David Baldacci, Doppelspiel, InKulturA Wer sich tapfer durch den neuen Roman von David Baldacci gekämpft hat, der wird von Wehmut getroffen angesichts der Bücher, die dieser einst geschrieben hat. "Der Präsident" oder "Die Versuchung" waren Kriminalromane, die über Spannung, Dramatik, eine gut erzählte Geschichte und Glaubwürdigkeit verfügten.

Anscheinend sind Baldacci diese schriftstellerischen Fähigkeiten inzwischen abhanden gekommen. "Doppelspiel", das zweite Buch um den Agenten Shaw, kommt so uninspiriert, so lustlos und an vielen Stellen mit Logikproblemen kämpfend daher, dass einem Baldacci-Fan vor Fassungslosigkeit schier die Luft weg bleibt.

Da machen sich zwei Geheimorganisationen daran, den ehemaligen "Schlächter der Ukraine" unschädlich zu machen. Inzwischen als erfolgreicher kanadischer Geschäftsmann tätig, ist sein Metier der Handel mit jungen Frauen. Als er einen Deal mit arabischen Terroristen einfädelt, wird er auch für Shaw und seinen Chef Frank zum Zielobjekt.

Gleichzeitig will ihn die andere Organisation wegen seiner in der Ukraine verübten Verbrechen töten. Auch der unvoreingenommene Leser wird sich angesichts dieser Truppe, die natürlich zu Beginn des Romans erfolgreich einen alten Nazi-Verbrecher ausgeschaltet hat, verzweifelt die Haare raufen. Kann solch eine Truppe, wie Baldacci sie beschreibt, jahrelang unerkannt alte Nazis - wenn Autoren nichts mehr einfällt, Nazijagd geht wohl immer - töten und dabei von keiner Polizei oder keinem Geheimdienst erwischt werden?

Es kommt, wie es kommen muss, die beiden Gruppen treffen aufeinander und beschließen - auf Drängen Shaws - zusammenzuarbeiten. Dabei, oh Schreck, stellt Shaw fest, um was für Wenigkönner es sich bei dieser Truppe handelt und übernimmt die Führung. Natürlich wird das Problem gelöst bzw. der Bösewicht seiner gerechten Strafe zugeführt.

"Doppelspiel" ist nicht der Thriller, den der Verlag großartig ankündigt. Wer das Buch bis zum Ende lesen will, der muss über manche unlogische Aktion hinwegsehen. Warum ruft Shaws kurzfristige Partnerin kurz vor dem Einsatz gegen Evan Waller, so nennt sich der Bösewicht inzwischen - aus Kanada ihre beiden Partner in England an und die erscheinen dann promt innerhalb weniger Stunden, um in der folgenden Aktion gegen Waller eine eher unbedeutende Rolle zu spielen?

"Doppelspiel" ist für mich ein abschreckendes Beispiel dafür, was geschieht, wenn ein Autor meint, er müsse in immer schnelleren Abständen Romane auf den Markt werfen. Darunter leidet nur die Originalität und vergrault auch die letzten Fans. Auf den nächsten "Thriller" aus der Feder von David Baldacci bin ich jedenfalls nicht gespannt.




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