Buchkritik -- Ein Mensch seine Frau sieht Roth / AMOR - bitte kommen!

Umschlagfoto, Barbara Erdmann, InKulturA Wer die Bücher Barbara Erdmanns kennt, der schätzt die genaue Beobachtungsgabe dieser Autorin. Menschliches, oft allzumenschliches kommentiert und beschreibt sie mit feiner Feder und spitzer, doch niemals gehässiger Zunge. So auch in ihrem neuen Buch "Ein Mensch seine Frau sieht Roth" - kein Druckfehler, sondern eine Hommage an Eugen Roth, den 1976 verstorbenen Virtuosen humoristischer Verse. Seine "Ein Mensch"-Gedichte und Erzählungen gehören bis heute zu den meistgelesenen im deutschsprachigen Raum - in dem sie in 52 Reimgeschichten die Eigenheiten und manchmal skurrilen Gewohnheiten der lieben, von sich im höchsten Maße überzeugten Mitmenschen aufs Korn nimmt.

Ob Taxifahrer, Single oder der auf den schnellen Erwerb akademischer Würden erpichte politische Zeitgenosse, jeder bietet für Barbara Erdmann einen Ansatzpunkt für ihre pointierten Reime. Dabei ist es das ganz normale Leben, das die Autorin so wunderbar humorvoll als Vorlage für ihre immer treffenden Bemerkungen benutzt.

Jeder, aber auch wirklich jeder bekommt "sein Fett" weg. Und zugegeben, viele davon haben es auch wirklich verdient, so z. B. die eifrigen Apologeten des scheinbar kurz bevorstehenden Weltuntergangs Ende 2012. Das Leben schreibt die besten Geschichten. Diese nur vordergründig abgedroschene Phrase erhält durch die 52 Lachgeschichten dieses Buches eine neue Bedeutung.

Es sind, und da machen wir uns mal nichts vor, Menschen wie Du und Ich, die durch die Kultivierung ihrer ganz persönlichen Macken und Extravaganzen und dem Ausleben ihrer kauzigen und spleenigen Eigenschaften unseren Alltag oft bis an die Grenze des Erträglichen erschweren und sich dabei immer, wenn schon nicht im Mittelpunkt stehend wissen, so doch wenigstens im Recht sich befindend glauben.

Man kann sein Leben schwer machen damit, sich über die Unzulänglichkeiten und Anmaßungen der manchmal gar nicht so lieben Mitmenschen zu ärgern. Besser ist es jedoch, und Barbara Erdmann macht es mit ihren Reimen vor, sich darüber zu amüsieren. Denn seien wir ehrlich, auch unsereiner ist nicht davor gefeit, manchmal eine Zielscheibe für gut gemeinte Ironie abzugeben.

Auch in dem bereits 2013 erschienenen Buch AMOR - bitte kommen! erweist sich die Autorin als Meisterin der subtilen Beobachtung und bietet den Lesern ein Kaleidoskop von Zeitgenossen und Zeitgenossinnen, die sich auf der manchmal langen Suche nach Mr. oder Mrs. Right befinden.

AMOR - bitte kommen! ist ein Single-Ratgeber der etwas anderen Art und nimmt liebevoll ironisch eine Typisierung Lebenspartner suchender Individuen vor, die durch deren genau ins Schwarze treffenden Beschreibungen besticht. Da begegnet uns z. B. der ewig Mutter suchende Typ genauso wie der nur vordergründig starke Pascha-Typ. Auf weiblicher Seite sehen wir durch die Augen Barbara Erdmanns die sich spröde Gebende oder die nervende Kulturbessene.

Auch in diesem "Single-Ratgeber" zeichnet sich die Autorin durch ihre Menschenkenntnis aus, die im Zusammenspiel mit feinfühliger Ironie dafür sorgt, dass die Leser einmal mehr ins Schmunzeln geraten angesichts der beschriebenen Mentalitäten. Hand aufs Herz und ehrlich, wer hat sich nicht in so mancher Beschreibung ein Stück weit wiedererkannt?

Für die scheinbar hoffnungslosen Fälle hat die Autorin zum Schluss einen Trost parat - Bislang hat noch jeder Topf seinen Deckel gefunden. Da kann ich als Mann nur sagen: "Cherchez la femme". Für die Damen gilt natürlich ähnliches.




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Veröffentlicht am 6. Juli 2014