Buchkritik -- Andreas Eschbach -- NSA

Umschlagfoto, Buchkritik, Andreas Eschbach,NSA, InKulturA Die „was wäre gewesen, wenn?“ Frage ist in der Literatur eine der reizvollsten, bietet sie doch dem Autor ungeahnte Möglichkeiten den historischen Verlauf nach Belieben umzugestalten und eine andere Version dessen, was hätte geschehen können zu schaffen.

Was wäre also gewesen, hätte es im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts bereits das Internet, Mobiltelefone, soziale Netzwerke und ein Bargeldverbot gegeben und die dabei anfallenden riesigen Datenmengen einer Behörde, dem Nationalen Sicherheits-Amt (NSA) zur Verfügung gestanden? Kurz gesagt, welche schrecklichen technischen Möglichkeiten hätten der nationalsozialistischen Diktatur zur Verfügung gestanden, die Menschen zu kontrollieren und zu manipulieren?

Andreas Eschbach beschreibt in seinem Roman eine rückwärts gewandte Utopie und eine Gesellschaft, die mit den uns heute hinlänglich bekannten und allzu vertrauten Mitteln und Methoden systematisch in einen totalen Überwachungsstaat transformiert wird.

Die vermeintlichen Vorteile für die Menschen durch technische Innovationen wie Mobiltelefone, Weltnetzforen und Komputer - Eschbach benutzt eine damals wohl korrekte Diktion - erweisen sich in Wirklichkeit als trojanische Pferde zur Schaffung des gläsernen Bürgers. Als auch noch das Bargeld abgeschafft wird, ist es endgültig vorbei mit der Privatsphäre.

„NSA“ ist ein beklemmendes Szenario darüber, was geschehen kann, erhält ein Staat Zugriff auf alle Daten seiner Bürger, seien sie medizinischer, finanzieller oder sonstiger Art. Nichts ist den allgegenwärtigen Augen und Ohren des NSA verborgen. Menschen werden nach für die Diktatur nützlichen Gesichtspunkten eingeteilt. Rasse, Religion, Krankheiten, psychische Auffälligkeiten und abweichendes Verhalten werden festgestellt und Maßnahmen ergriffen. Was das für den Rassenwahnsinn des Nationalsozialismus bedeutet hätte, ist evident.

Eschbach beschreibt aber auch, und das ist die große Leistung dieses Polit-Thrillers, wie sukzessiv und von der großen Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert, der Verlust jeglicher Freiheit inszeniert wird. Der Leser, eben weil er nicht darum herumkommt, den Roman in Echtzeit mit der heutigen Zeit zu vergleichen, liest im Prinzip zwei Thriller auf einmal. Vergangenheit und Gegenwart treffen sich im Spiegel des technisch Machbaren.




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Veröffentlicht am 15. Oktober 2018