Buchkritik -- Jonathan Franzen -- Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?

Umschlagfoto, Buchkritik, Jonathan Franzen, Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?, InKulturA Schriftsteller sind in der Regel Menschen, die keine naturwissenschaftliche Ausbildung vorweisen können und den Mangel an profunden Kenntnissen gerne, wie es das stets aufgeregte und hypersensible Feuilleton ihnen nachsagt, mit seherischen Fähigkeiten zu kompensieren versuchen und, ebenfalls ausgedrückt im Sprech der „Kunstschaffenden“, mit schier übernatürlichen Kräften ausgestattet, ein „Gespür“ für nahende „seismische Verwerfungen“ besitzen, um, lange bevor der normale Zeitgenosse davon Wind bekommt, mögliche Entwicklungen, seien sie politischer oder gesellschaftlicher Natur, durch den Blick auf den, überspitzt ausgedrückt, Grund der leeren Kaffeetasse zu orakeln.

Im Fall des Essays von Jonathan Franzen über die, so der US-amerikanische Seher, „unabwendbare, vom Menschen verursachte Klimakatastrophe“ wird, wieder einmal, ein Endzeitszenario beschrieben, mit dem sich die Menschheit abzufinden hat, weil zumindest der Autor und wenige andere – z. B. die üblichen Verdächtigen, der Club of Rome und der Weltklimarat IPCC – seit über dreißig Jahren die Kenntnis vom Untergang der Welt besitzen, davor warnen, leider jedoch auf global verschlossene Ohren treffen.

Im Sommer hatte Jonathan Franzen angesichts des, wie er es nennt, „apokalyptischen Feuer-Infernos bei Jüterbog“ sein finales Erweckungserlebnis, denn nach „zwei heißen und trockenen Sommern“ war dies "ein eindeutiger Vorbote künftiger Katastrophen". Für`s Protokoll, der Auslöser dieses Feuers war eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe.

Das, also Tatsachen, hindert jedoch Spökenkieker wie Franzen und ihm geistig verwandte Naturen keinesfalls daran, krude, auf wissenschaftlich zumindest fragwürdigen Ergebnissen beruhende Voraussagen zu machen, die auf solchen Methoden basieren: Zitat Franzen: „Sie nehmen große Mengen von Variablen und speisen sie in Hochleistungsrechner ein, um, zum Beispiel, zehntausend verschiedenen Simulationen für das kommende Jahrhundert zu generieren und so eine {bestmögliche} Vorhersage des Temperaturanstiegs zu machen“.

Übersetzt in Normalsprache bedeutet das nichts weniger, als das sich sog. Klimaforscher, da sich lautes Panikgetöse bezüglich der anthropogenen Erderwärmung finanziell für viele „Wissenschaftler“ als äußerst lukrativ erwiesen hat, die „Simulation“ aussuchen, die politisch erwünscht ist und damit die permanente Umverteilung von Steuergeldern garantiert.

Franzens Essay ist eher ein krudes Manifest zur Umgestaltung, nein zur Zerstörung sämtlicher gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer Systeme unter dem Banner der „sowieso nicht aufzuhaltenden Katastrophe“. Wenn die vom Autor prophezeite Endzeit wirklich eintreten würde, was möge es dann noch für einen Sinn machen, die Systeme zu verändern und einen neuen Typ Mensch zu beschwören, der laut Franzen verantwortungsvoller mit der Natur umgeht?

„Menschen, die der Klimaforschung keinen Glauben schenken, sind das Letzte vom Letzten“ so das Fazit Franzens, dabei vollkommen ausblendend – der Mann ist eben nur ein Schriftsteller – dass Wissenschaft keine Glaubensfrage ist – obwohl bezüglich des Klimawandels eine fast religiöse Attitüde annehmend –, sondern ausschließlich auf belastbaren Aussagen und Fakten beruht. So gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die das CO2-Mantra und den angeblich daraus resultierenden anthropogenen, vom Menschen verursachten Klimawandel widerlegen.

„Psychologisch betrachtet, ist diese Leugnung von Fakten verständlich“, so pseudoargumentiert Franzen und meint damit wohl, dass alle Kritiker des derzeit angewandten wissenschaftlich-politischen Mainstreams ins Irrenhaus gehören, zumindest aber psychiatrisch untersucht werden sollten. Zumindest, das ist das einzig gute Fazit, welches der Rezensent dieses schrillen Essays zieht, fordert Jonathan Franzen für „Klimaleugner“ nicht die Todesstrafe. Der Leser möge bezüglich derer auch dieses zur Kenntnis nehmen.

Die wäre angesichts der Tatsache, dass dieses Elaborat in seiner gedruckten Version – trotz eines den Umfang etwas aufpeppenden Interviews – nur schlappe 64 Seiten beträgt und immerhin stolze 8 Euro kostet, zumindest für das Portemonnaie Franzens, äußerst kontraproduktiv, denn Endzeitpropheten müssen trotz permanenter Reflexion über den nicht abzuwendenden Tod, auch „...jeden Tag an ihr Frühstück denken.“




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Veröffentlicht am 28. März 2020