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Buchkritik -- Gregory Galloway -- Die Verpflichtung

Umschlagfoto, Buchkritik, Gregory Galloway, Die Verpflichtung, InKulturA Es gibt Bücher, die erzählen eine Geschichte. Es gibt Bücher, die um eine Geschichte herumschleichen. Und es gibt Gregory Galloways „Die Verpflichtung‟, das lieber so tut, als sei es selbst ein Rätsel, das man zweimal aufschlägt, um am Ende doppelt ratlos zu sein.

Zwei Männer brechen in Häuser ein; sie sind verbunden durch eine Karriere als Drogenabhängige und einer merkwürdigen Zuneigung, die weder als Freundschaft noch als Liebe klar definiert wird. Einer stirbt, der andere übernimmt Schuld, Verantwortung oder etwas Drittes, das sich jeder präzisen Benennung entzieht. Zwischen Bossen und Untergebenen, Aufträgen und Abrechnungen taucht eine Handlung auf, die ebenso schnell wieder verschwindet. Wer hier wem Befehle erteilt oder warum Menschen sterben müssen, bleibt so diffus wie die Rauchschwaden einer Zigarette im Regen.

Sprachlich ist das alles durchaus kompetent, atmosphärisch dunkel getönt, im Gestus ein Noir. Doch was fehlt, sind die Konturen. Statt Schachbrett nur graues Brett. Statt Figuren lediglich Schattenrisse, die sich gegenseitig verfolgen, ohne je fassbar zu werden. Rick, Galloways Erzähler, scheint dabei so unzuverlässig zu sein, dass nicht einmal feststeht, ob er tatsächlich unzuverlässig ist, eine literarische Paradoxie, die mehr ermüdet als fasziniert.

Das Ergebnis ist ein Roman, der entweder begeistert oder langweilt. Einerseits erfüllt er das Versprechen, geheimnisvoll zu sein; andererseits gleicht die Lektüre dem Versuch, eine verschwommene Aufnahme mit noch mehr Unschärfe zu fokussieren. Wer gern im Nebel spazieren geht, könnte ihn als Meisterwerk feiern. Alle anderen fragen sich, ob sie gerade ein Buch gelesen haben, oder nur das Echo eines Buches.




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Veröffentlicht am 14. September 2025