Akt 1:Die späten 60`er Jahre
Unter dem Vorwand alles besser machen zu wollen, erprobte eine "kritische" Jugend den Aufstand. Die gesamte Jugend ? Nein, ein im Prinzip verschwindend kleiner Teil, privilegiert - weil es in den sechziger Jahren nicht selbstverständlich war zu studieren - ,einem Staat entsprossen, dem nicht zu Unrecht ein Wirtschaftswunder bescheinigt wurde.

Besagter kleiner Teil der Jugend versuchte anhand von Theorien, die schon wenige Jahrezehnte nach ihrer erstmaligen Veröffentlichung nicht mehr aktuell waren, (Ich meine hiermit die gesellschaftspolitische Le(e)hre von Karl Marx und Friedrich Engels) einen Schulterschluß mit der arbeitenden Bevölkerung, dabei aber nicht beachtend, daß sie von derselbigen nur belächelt, aber niemals ernst genommen wurden. Deshalb entschlossen sich diese müden Helden einer niemals stattgefundenen Revolution, fortan lukrative Positionen im Staatsdienst zu besetzen. Theoretisch natürlich bestens abgesichert durch die euphemistische Parole von "Durchmarsch durch die Instanzen".

Diese Aktion hatte zwei wichtige Vorteile: Zum einen war es der selbsternannten Elitär-progressiven Clique möglich unter sich zu bleiben, zum anderen gab es die Aussicht auf ein nettes, ruhiges Pöstchen nach Abschluss des Studiums. In diesem Sinn studierte man locker vor sich her, erfüllte seine Pflichtanwesenheit bei den üblichen Demonstrationen und etablierte sich ansonsten, natürlich weiter äußerst kritisch, in der bürgerlichen Gesellschaft


Akt 2: Ideologisches Gastspiel in der Schule
Nach dem Studium wurden unsere motivierten Helden dann auf die Schule losgelassen. Alles was bis dahin Gültigkeit hatte, wurde als altmodisch, reaktionär und autoritär beiseite gefegt und frisch, weniger fromm, aber ungeheuer frei eine neue Ära der Schule eingeleitet.

Es begann die große Zeit der sogenannten Schulreformen. Was solchermaßen vollmundig angekündigt wurde, erwies sich in der Rückschau oftmals als ideologischer Grabenkampf auf Kosten der Schüler. Es enststanden zwei verschieden Realitäten, die der Reformer und die derjenigen, die durch diese Reformwut Geschädigten, nämlich Schüler und deren Eltern.

Die Erziehungsarbeit wurde den dafür eigentlich verantwortlichen, den Eltern, förmlich aus der Hand gerissen; alles unter der Scheinlegitimität der "Besserqualifizierten", nämlich unserer nun schon bekannten Elitär-progressiven Clique. Alles und jeder, der nicht für sie war, der nicht in den unisonen Chor, welcher das Hohelied der angewandten Gesellschaftskritik sang, mit einstimmen wollte, war bestenfalls ein Reaktionär, schlimmstenfalls sogar ein Faschist. Immerhin sahen nicht wenige "kritische" Intellektuelle in der Familie die Keimzelle des Faschismus. (man kann es nicht glauben, doch damals war diese abstruse Theorie, die wahrscheinlich von Soziologen mit schlechter Kindheit ersonnen wurde, der Hit in der progressiven Szene.)

All das führte dazu, das am Ende niemand mehr wußte, wer Freund und wer Feind war. Kinder und Eltern wurden gegeneinander ausgespielt, nicht wenige Schüler zogen aus der Wohnung der Erziehungsberechtigten aus und verklagten (auf Anraten von besonders kritischen Gesellschaftskundelehrern) ihre Eltern auf Unterhalt. Kurz gesagt, die Verwirrung war komplett.


Akt 3:Alt-Ideologen mit Lizenz zur Frühpensionierung
Weil aber Grabenkämpfe und ideologischer Kleinkrieg nicht spurlos an den wahrlich nicht gerade robust zu nennenden "kritischen Intellektuellen" vorbei ging und allmählich auch der Reiz der häufigen Ferien lockte, war es bald vorbei mit der pädagogischen Reformwut. Zumal sich mehr und mehr heraus kristallisierte, das die Realität so gar nicht mit der Theorie in Übereinstimmung zu bringen war. Die Wirtschaft ging den ihr eigenen Weg und auch die Mehrzahl der Menschen in diesem Land scherten sich keinen Deut um die Pädagogen.

Solcherart geschmäht, beschlossen sie in die kollektive Verweigerungshaltung zu verfallen. Schmollend zogen sie sich in diverse fiktive Berufskrankheiten zurück, (Preisfrage: Was ist eine Berufskrankheit der Lehrer?), und entdeckten den Segen der Frühpensionierung für ihresgleichen. Nach überstandenen Formalitäten und nunmehr nicht im aktiven Berufsleben, will sagen Lehrerdasein, kehrten all die Kräfte zurück, die angeblich für den Lehrerberuf nicht mehr vorhanden waren, jegliche eingebildeten, (Verzeihung, ich meine natürlich psychosomatische Störungen), Wehwehchen besserten sich wie durch Zauberhand. Man erkennt diese Menschen heutzutage noch daran, das sie sich bei einem Konzert der Rolling Stones in die einstmals passenden Lederhosen zwängen und mit dem beachtlichen Bauchansatz und alkoholumnebelter Stimme mitsingen: "I can`t get no satisfaction". Dabei werden ihre Augen feucht und sie fühlen sich zurückversetzt in die Zeit, in der sie die Gesellschaft verbessern wollten

Viele Lehrer, die ihren Weg zur Arbeitsplatz nur noch schleichend und schmwerzgebeugt hinter sich bringen konnten, waren nach der Frühpensionierung auf einmal dazu in der Lage, Surf- oder Tauchuntericht zu geben. (Wehe dem, der schlechtes dabei denkt.) Auf der Strecke blieb ein einstmals gut funktionierendes Schulsystem, auseinandergenommen von ehrgeizigen, ideologisch motivierten Pädagogen, die ohne Rücksicht auf die Konsequenzen das Vertrauen der Gesellschaft in die Schule zerstört haben.