Buchkritik -- Meike Eggers -- Gomata

Umschlagfoto, Buchkritik, Meike Eggers, Gomata, InKulturA Als die Genetikerin Fleur van Hevinga eine Reihe ungewöhnlicher Genmutationen bei ihren Patienten an der Rotterdamer Universitätsklinik entdeckt und es gleichzeitig in der Stadt zu unerklärlichen Computerproblemen und schweren Unfällen kommt, taucht des nachts ein junger Mann bei ihr auf und behauptet, dass sie eine Schlüsselfigur dieser Vorfälle sei und sie sich im Mittelpunkt eines, wie er es ausdrückt, Datenpeaks befinden würde.

Was auf den ersten Seiten gemächlich beginnt, entwickelt sich mit rasanter Geschwindigkeit zu einem veritablen Alptraum für Fleur und ihren Kollegen. Während Rotterdam sukzessive ins Chaos fällt und auf Anweisung offizieller Stellen abgeriegelt wird, beginnt die Genetikerin zu verstehen, dass die Mutationen nicht zufällig erfolgten, sondern das Resultat von Versuchen einer KI, einer künstlichen Intelligenz sind, die, eine überaus interessante These dieses Thrillers, die logische nächste Stufe der Evolution ist.

Meike Eggers hat aus diesem Szenario die bedrückende Vision einer möglichen Zukunft entwickelt, die das Lesepublikum in den Bann zieht, denn bis zum Schluss wird die Frage nach Täter und Opfer nicht eindeutig geklärt. Im Schweben zwischen Ungewissheit, realer Gefahr, totaler Überwachung und des daraus resultierenden Gefühls individueller Hilflosigkeit, macht sich Fleur daran, die Quelle der rätselhaften Mutationen zu bestimmen und merkt schnell, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen einer, nach menschlichen Maßstäben beurteilt, aus dem Ruder geratenen KI und dem Widerstand humaner Wesen dagegen, fließend sind.

Es bleibt in diesem Thriller vieles unklar: Die merkwürdige Lethargie, mit der die Verantwortlichen – bis auf die Abriegelung der Stadt – auf die Vorfälle reagieren. Die Frage, ob hinter den Vorfällen nicht doch „interessierte Kreise“ stecken, und die Möglichkeit, ob es so etwas wie ein biologisches neuronales Weltnetz gibt, das vor seiner nächsten Evolutionsstufe steht.

„Gomata“ ist ein atmosphärisch dichter, bedrückender und hart an der Realität geschriebener Thriller, der, gerade weil er nicht alle losen Fäden verknüpft und viele Fragen offen lässt, eine Zukunft beschreibt, die schon längst begonnen haben könnte.




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Veröffentlicht am 30. September 2019