Buchkritik -- John Grisham -- Die Wächter

Umschlagfoto, Buchkritik, John Grisham, Die Wächter, InKulturA In den USA sitzen mehrere tausend – es gibt keine offiziellen Statistiken – unschuldig verurteilte Menschen in den Gefängnissen. Falschaussagen, Erinnerungslücken von Zeugen und korrupte oder unfähige Ermittler sind die Gründe dieser Fehlurteile. Allein im Jahr 2017 wurden 139 Verurteilte freigesprochen. Das Nationale Freispruch-Register der Universität Michigan, das diese Fälle verfolgt, spricht von mehr als 2380 Freisprüchen seit 1989.

Im neuen Roman von John Grisham ist der Afroamerikaner Quincy Miller einer von denen, die seit Jahren im Gefängnis sitzen, obwohl er stets seine Unschuld beteuert hat. Die Guardian Ministries, eine Gruppe von vier Menschen, die alte Fälle wieder aufrollen, neue Beweise aufspüren und die Wiederaufnahme der Verfahren beantragen, nehmen sich seiner an und starten den Versuch, das starre US-amerikanische Justizsystem davon zu überzeugen, dass Miller zu Unrecht verurteilt wurde.

„Die Wächter“ ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern vielmehr eine kritische Auseinandersetzung mit dem auf deutsche Leser undurchschaubar wirkenden Gerichtssystem der USA, dem es zudem schwerfällt, eben diese Justizirrtümer zu korrigieren.

Es beginnt ein Puzzlespiel, das weit in die Vergangenheit reicht und Grisham seziert mit seinem Roman ein System, das nicht nur extrem fehlerhaft ist, sondern willkürlicher Rechtsprechung Tor und Tür öffnet, deren Opfer nicht selten Afroamerikaner werden, die in den Gefängnissen der USA die Mehrzahl der Inhaftieren stellen.

Wie in allen seinen Romanen, die im Milieu der Strafverfolgung spielen, ist auch dieser ein sorgsam komponiertes Stück amerikanischer Gegenwartsliteratur, die mehr zu bieten hat als nur Unterhaltung.




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Veröffentlicht am 8. März 2020