Buchkritik -- Ulrike Guérot -- Wer schweigt, stimmt zu

Umschlagfoto, Buchkritik, Ulrike Guérot, Wer schweigt, stimmt zu, InKulturA Was ist in den vergangenen zwei Jahren, geschuldet der Covid-Hysterie, mit Deutschland, mit unserer Gesellschaft geschehen? Mit dieser Frage beschäftigt sich Ulrike Guérot, Professorin für Europapolitik an der Bonner Universität in diesem Essay. Es geht dabei eigentlich nicht um "den Zustand unserer Zeit" im Allgemeinen, sondern ausschließlich um den der deutschen Gesellschaft. Drei Teile - Wo wir stehen?, Was passiert ist?, Was wir jetzt machen! – und eine knallharte und schonungslose Abrechnung mit der Gerichtsbarkeit, den Medien und den Universitäten, die auf breiter Front versagt haben und ihren Pflichten nicht nachgekommen sind. Ein Text für alle, "...die nicht so leben können, wie wir jetzt leben."

Die Autorin ist alles andere als eine der üblichen Verdächtigen. Keine Rechte, keine Querdenkerin und keine Frau, die den Systemwechsel anstrebt. Und doch befindet sie sich auf einmal mitten drin und ausgerechnet bei den Gruppen, mit denen sie eigentlich nichts am Hut hat, die kurioserweise aber Freiheitsrechte verteidigen und zum Gebrauch des gesunden Menschenverstandes auffordern. So schnell wechseln aktuell die Fronten.

Aber die Angst vor der „falschen Seite“ ist ein totalitäres Argument, so jedenfalls Magnus Enzensberger. Wer so denkt, überlässt anderen, der Gegenseite, die Kontrolle darüber, was man denken darf.

Fazit ist, so Ulrike Guerot, dass sich das "politische System zum Jahresende 2021 völlig verrannt" hatte. Rote Linien, gezogen aus den historischen Erfahrungen der Naziherrschaft in Deutschland, galten nicht mehr. Große Teile der Bevölkerung wurden aus dem gesellschaftlichen Leben verbannt, nicht um sie vor einer angeblichen Gefahr zu bewahren, sondern um sie zu bestrafen. Der Krieg des polit-medialen Kartells gegen sog. Abweichler führte zu einer tiefen Spaltung der Gesellschaft, die nicht so schnell nicht überwunden werden kann. Zitat Guerot: "Doch nicht nur das: Eine herrschende Meinung zu Corona wurde installiert, Widerspruch zwecklos, Diskurs nicht erwünscht! Wie konnte das demokratische Geschehen so verrutschen?"

Warum hat die selbst ernannte Elite diese Hysterie mitgemacht? Antwort der Autorin: "Die Privilegierten schaffen es meistens, ein Macht- und Hierarchiesystem zu etablieren, indem sie die Gruppe der Überrumpelten (die unsortierte Mehrheit) spalten und gleichzeitig dafür sorgen, dass aus dieser Gruppe genügend Leute von der neuen Ordnung profitieren, etwa dadurch, dass wirtschaftliche Anreize geschaffen werden. Das reduziert die Unzufriedenen mit der neuen Ordnung meist auf eine kleine Minderheit, die sich nicht wehren kann." Autsch, das tut weh, weil dwer Finger tief in die schwärende Wunde sticht "Das Perfide an dem heute sich ankündigenden Totalitarismus ist, dass er auf Samtpfötchen daherkommt." Besser kann man die Situation nicht auf den Punkt bringen!

Was bleibt also zu tun? Aufstehen und Widerstand leisten.




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Veröffentlicht am 17. April 2022