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Buchkritik -- Satu Rämö -- Die Toten am Meer

Umschlagfoto, Buchkritik, Satu Rämö,Die Toten am Meer, InKulturA Mit dem vierten Band ihrer Island-Krimis beweist Satu Rämö erneut, dass sie weit mehr kann als bloße Genre-Routine. „Die Toten am Meer“ entfaltet eine Szenerie, in der die raue Landschaft der Westfjorde zum eigentlichen Resonanzraum der Handlung wird, schön, abweisend und voller schrecklicher Geheimnisse. Schon der Auftakt, eine makabere Entdeckung auf Hildurs Familienanwesen, gibt den Ton an. Hier geht es nicht nur um Ermittlungsarbeit, sondern um das Nachspüren von Vergangenheiten, die nie ganz vergehen.

Die Polizistin Hildur, zerrissen zwischen Pflicht und persönlicher Verwundung, ist eine jener Figuren, die gerade durch ihre Widersprüchlichkeit faszinieren. Rämö gelingt es, psychologische Tiefe mit präzise gesetzter Spannung zu verbinden, sodass der Kriminalfall stets mehr ist als nur ein Rätsel. Er wird zum Spiegel der inneren Kämpfe, zumal er für die Polizistin sehr persönlich ist.

Kleines Manko sind die Nebenhandlungen – kurz, der plötzliche Kindstod, etwas länger, die Verstöße an Bord des Kreuzfahrtschiffes, inzwischen etwas nervend, der strickende Kollege – , die den Lesefluss unterbrechen.

Nichtsdestoweniger ist „Die Toten am Meer‟ ein Roman, der das Genre des Nordkrimis mit atmosphärischer Dichte, viel Lokalkolorit und erzählerischer Eleganz bereichert und eine Lektüre, die die Kälte der isländischen Küste mit der Wärme einer sorgfältig entwickelten Figurenzeichnung verbindet.




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Veröffentlicht am 28. August 2025