Buchkritik -- Michael Houellebecq -- In Schopenhauers Gegenwart

Umschlagfoto, Buchkritik, Michael Houellebecq, In Schopenhauers Gegenwart , InKulturA Mit sechsundzwanzig Jahren hatte Michel Houellebecq ein Erweckungserlebnis namens Schopenhauer. Gemäß seiner gleich am Anfang des Büchleins stehenden Aussage, schon Anfang der 80er-Jahre (fast) alles philosophisch und literarisch Relevante gelesen zu haben, brach plötzlich "innerhalb weniger Minuten alles zusammen" und das einzig durch die Lektüre von Schopenhauers "Aphorismen zur Lebensweisheit".

Da haben sich zwei gefunden, die im Geist verwandt sind. Der deutsche Philosoph, der zu Lebzeiten stets im Schatten Hegels stand – "Immer wenn ich die ´Phänomenologie des Geistes` aufschlug, dachte ich, ich öffnete die Fenster eines Irrenhauses", so dieser über seinen akademisch erfolgreicheren Konkurrenten – und der umstrittene, aber erfolgreichste Literat Frankreichs.

Beide sind Getriebene, der eine durch den Willen, der sich als Lust, als überbordende Sexualität manifestiert, der andere, der seine Figuren (und wohl auch als Selbstporträt) weniger als philosophische Schöngeister daherkommen lässt, sonders als geile Connaisseurs junger Frauen in kurzen Röcken.

Houellebecqs Hommage auf Schopenhauer ist kein philosophisches Lehrstück, sondern es sind kurze, sehr kurze Einschübe, philosophische Splitter eines Nichtphilosophen über diesen "tröstlichen Philosophen". Mehr oder weniger unsystematisch angeordnet und größtenteils aus "Die Welt als Wille und Vorstellung" erfährt der Leser, der gut beraten ist, diesbezüglich einige Vorkenntnisse zu haben, nichts wirklich Neues. Doch das war wohl auch nicht die Intention des Autors, der wie sein großes Vorbild, die Welt als Bühne der angewandten Illusionslosigkeit betrachtet.

Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: 18 € für dieses schmale Bändchen mit gerade einmal 80 Seiten ohne grundsätzlichen Erkenntniswert ist, gelinde gesagt, eine verlegerische Frechheit.




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Veröffentlicht am 25. November 2017