Buchkritik -- Wilfried Huismann -- Rendezvous mit dem Tod

Umschlagfoto  -- Wilfried Huismann  --  Rendezvous mit dem Tod Kein politisches Attentat hat die Welt so erschüttert wie die Todesschüsse auf John F. Kennedy. Sofort nach diesem Mord hatten Verschwörungstheoretiker Hochkonjunktur. War es die CIA, waren es rechte politische Kreise, denen die Politik Kennedys nicht gefiel, oder war es nur, wie es die offizielle Version darstellte, ein verwirrter Einzeltäter mit dem Namen Lee Harvey Oswald?

Ist der Mord an John F. Kennedy jetzt endlich aufgeklärt? Sind die Hintermänner enttarnt und der Auftraggeber identifiziert? Wilfried Huismann behauptet dies jedenfalls in seinem Buch Rendezvous mit dem Tod. Seinen Recherchen zufolge war es weder eine politische noch eine geheimdienstliche Verschwörung innerhalb der USA, sondern Oswald handelte auf Geheiß Fidel Castros. Er belegt seine Theorie mit beeindruckendem Material. Er macht Zeitzeugen ausfindig, die, auf US-amerikanischer Seite direkt mit den Ermittlungen beschäftigt waren, oder die, auf kubanischer Seite, in die Planung des Attentats involviert waren.

Huismann, bzw. sein kubanischer Informant Oscar Marino, damals ein Führungsmitglied des kubanischen Geheimdienstes, bringt es auf den Punkt. Kennedy und Castro trachteten sich gegenseitig nach dem Leben. Belegt sind zumindest die vielen Versuche der CIA Castro mit Hilfe von Exilkubanern zu ermorden. Kugelschreiber als Giftspritzen und tödliche Zigarren muten an wie Dinge aus James Bond Filmen, waren aber die tatsächlich benutzten Werkzeuge. Kennedy und Castro als Gegner in einem Showdown eines politischen Dramas, bei dem der kubanische Staatsführer letztlich als Sieger hervorging.

Für die Theorie Huismanns spricht einiges, zumal er sie mit unbestreitbaren Beweisen belegt. Seine Zeugen waren direkt oder indirekt in die Abläufe verwickelt. Der nach dem Mord von 22. November 1963 nach Mexiko geschickte FBI-Ermittler Laurence Keenan mußte seine Untersuchungen auf Befehl von Präsident Johnson abbrechen und bekam ein lebenslanges Redeverbot auferlegt. Johnson hatte, so Huismann, Angst vor dem Ausbruch des Dritten Weltkriegs, sollte herauskommen, daß Castro der Auftraggeber dieses Attentats gewesen ist.

Das Buch, spannend und schlüssig geschrieben, will die Verschwörungstheorien beenden, welche von einer Beteiligung des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA oder einer rechten Militäroperation reden. Das ist ihm offensichtlich gelungen. Einige Fragen kann jedoch auch Huismann nicht klären. War Oswald der einzige Schütze? Wenn ja, dann wirft die Existenz der "zweiten Kugel", von der Kennedy getroffen wurde und deren ballistischer Zickzack-Kurs doch noch weitere Fragen auf. Für Verschwörungstheoretiker ist dieser Fall noch lange nicht gelöst.




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