Buchkritik -- Rolf Stolz -- Mannheim: Frontkämpfer

Umschlagfoto, Rolf Stolz, Mannheim: Frontkämpfer, InKulturA Raith, ein Mann für alle Fälle, hat seine Finger in diversen Geschäften und Professionen. Mal bestenfalls zwielichtig, meist jedoch illegal, schwimmt er auf der stets im Fluss sich befindenden Grenze zwischen bürgerlicher Existenz und gesellschaftlichem Außenseiter. Als er eines Tages zwei ihm unbekannten Türken begegnet und einer der beiden an seinen Gürtel greift und den scheinbar zusammenhanglosen Satz "Der Gürtel ist verdreht, um 90 Grad" von sich gibt, wittert Raith eine kriminelle Konspiration und beschließt dem vermeintlichen Geheimnis auf die Spur zu kommen. Doch wie bei allen seinen vorausgegangenen Aktivitäten überschätzt Raith sich und die Umstände und gerät selber ins Fadenkreuz derjenigen, denen seine Nachforschungen gelten.

"Mannheim: Frontkämpfer", der dritte Band der "Münchhausen-Trilogie" von Rolf Stolz, ist ein Kriminalroman der etwas anderen Art. Sein Held, besser Anti-Held, ist ein Stehaufmännchen, das wie ein Chamäleon die Farben, seine jeweilige Situation den Umständen anpassen kann und dabei mit mehr oder weniger geschicktem Opportunismus agiert.

Dabei will Raith nur das, was im Prinzip der Traum des bürgerlichen Milieus ist: materielle Saturiertheit bei größtmöglicher Risikominimierung. Allein bei ihm wollen die gesellschaftlichen Spielregeln partout nicht funktionieren und so wird er immer wieder aufs Neue gezwungen, seine Position im Spiel der Kräfte zu justieren.

Mit vielen Rückblenden lässt Rolf Stolz seine Leser am Leben des Solitärs Raith teilhaben. Dessen Beziehungen zu Frauen sind ebenso fragil wie seine finanzielle Situation und auch sein aktueller Fall bringt ihn schnell in unerwartete Schwierigkeiten.

Der Autor erzählt abseits des Genreüblichen eine Geschichte, die weniger ein Krimi als vielmehr eine Persiflage des Helden an sich darstellt. Rolf Stolz hat viel Sympathie für seinen Protagonisten, dessen regelmäßiges Scheitern ihn nicht davon abhält, sich immer wieder in Situationen zu begeben, die ihn zum Straucheln bringen.

"Mannheim: Frontkämpfer", eine absolut lesenswerte Tragikomödie.


Band 1 der Münchhausen-Trilogie: Der Gast des Gouverneurs in der Wand des Kraters

Band 2 der Münchhausen-Trilogie: Schwester Schwester Bruder




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Veröffentlicht am 13. Dezember 2015