Buchkritik -- Peter Sloterdijk -- Nach Gott

Umschlagfoto, Buchkritik, Peter Sloterdijk, Nach Gott, InKulturA Gleich vorweg, die Texte stammen aus einem Zeitraum zwischen 1993 bis 2017. Peter Sloterdijk legt, bis auf einen Beitrag zum Lutherjahr 2017 - "der rebellische Augustiner aus Wittenberg ist nichts weniger als ein christlicher Salafist" - also Älteres vor, das nichtsdestotrotz das Denken einer post-göttlichen Zeit mal lauernd, mal pointiert, niemals jedoch unoriginell umkreist.

So ist "Nach Gott" ein Kompendium bezüglich des Sprechens über den Tod Gottes - der übrigens, so der intellektuell umtriebige Autor, lange vor Nietzsche vordatiert werden muss - in einer Zeit, die den Menschen als körperlich-geistiges Wesen als antiquiert betrachtet und "will der Mensch Maschine werden?" menschliche Kreativität zunehmend in die Sphäre des technisch Machbaren auslagern möchte.

Sloterdijk ist, wie immer in seinen Texten, im wahrsten Sinn unfassbar, denn seine Diktion, manch ein Leser würde sagen, seine mangelnde Arbeit am Begriff, setzt beim Rezipienten die Fähigkeit voraus, die, will er diesen Philosophen verstehen, richtigen Fragen zu stellen. Das ist in diesem Werk, von dem böse Zungen behaupten, es diene ausschließlich dazu, dem Marktwert des Autors auf konstanter Flamme zu halten, beileibe nicht anders.

So ist bereits der Titel mehrdeutig. "Nach Gott" umkreist sowohl die Frage nach dem Grund und den Tätern als auch nach dem, was danach, in einer Welt, die mit Gott gleichzeitig die Religionen marginalisiert, gschieht. Dabei, so Sloterdijk, "... spielen religiöse, theologische Themen eine sehr prominente Rolle, weil ich ja der Überzeugung bin, dass es ein Schatzhaus eines Wissens darstellt, das auch im außerkirchlichen Gebrauch sehr vorteilhafte Wirkung hervorrufen kann."

Für den, der mit dem Werk dieses wohl "letzten Philosophen" vertraut ist, bietet "Nach Gott" keine neuen Erkenntnisse. Für diejenigen allerdings, die sich diesem Autor erst nähern wollen, ist das neue alte Buch eine solide Grundlage, um diesen unkonventionellen Denker kennenzulernen. Für alle seine Leser gilt jedoch die Frage, wer - außer Sloterdijk - versteht Sloterdijk wirklich.




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Veröffentlicht am 2. September 2017