Buchkritik -- James Bamford -- NSA

Umschlagfoto  -- James Bamford  --   NSA KGB, CIA, MI-5, MAD und vielen anderen Geheimdiensten ist eines gemeinsam: Sie wollen viel über andere in Erfahrung bringen und dabei sehr wenig über sich selber preisgeben. Jeder Staat hat seinen oder seine eigenen Nachrichtendienste, die oft selber einen Staat im Staate darstellen. Ihre Tätigkeit im verborgenen führt zu einem Mangel an politischer Kontrolle.

James Bamford beschreibt in seinem Buch über die amerikanische NSA solch einen mächtigen Geheimdienst. Ziel eines jeden Geheimdienstes ist die Nachrichtenbeschaffung, die Decodierung von Funksignalen und die Weiterentwicklung der nationalen Codierungsfähigkeit.

Auf diesem Sektor ist, so Bamford, die NSA führend in der Welt. Sie besitzt eine eigene, von der Umwelt perfekt abgeschirmte Stadt, deren Einwohner ausschließlich Mitarbeiter der NSA sind. Eigene Theater, eigene Kinos, Restaurants, Einkaufsläden etc. Die Einwohner sind damit beschäftigt Funksignale aus der ganzen Welt zu empfangen und zu dechiffrieren. Aufgrund ihrer Einschätzungen wird amerikanische Aussenpolitik betrieben.

Das sich diese geheimdienstlichen Lagebeurteilungen auch krisenhaft verselbständigen können, weist der Autor anhand des amerikanischen Kuba-Debakels in der Schweinebucht nach. Ein profilierungssüchtiger Geheimdienst und krieglüsterne Generäle führten zu einem militärischen Abenteuer mit tragischem Ausgang.

Detailliert beschreibt Bamford den Aufbau und die Geschichte der NSA. Er erzählt von den Höhen und Tiefen dieses Dienstes. Faszinierend (oder erschreckend) ist die finanzielle Ausstattung dieses Geheimdienstes. Computer deren Rechengeschwindigkeit die Vorstellungskraft übersteigt, die Möglichkeit jedes Fax und jede E-Mail auf der Welt abzuhören, etc.

Tragisch wird es, wenn sich ein unschuldiger und unbescholtener Bürger in diesem technischen Netz verfängt. Die geballte Staatsmacht tritt ihm gegenüber und seine Möglichkeiten der Verteidigung sind äußerst gering. Ebenfalls stellt sich die Frage, nicht nur bei der NSA sondern bei allen Geheimdiensten, nach der politischen Kontrolle. Inwieweit ist es möglich sämtliche Tätigkeiten eines Nachrichtendienstes zu kontrollieren, bzw. die politischen Vorgaben zu definieren?

James Bamford hat ein sehr interessantes und spannendes Buch über den mächtigsten Geheimdienst der Welt geschrieben. Trotzdem bleibt zumindest eine Frage offen: Warum wußte dieser technisch so hochgerüstete Geheimdienst nicht im voraus etwas von den Anschlägen auf die USA am 11. September 2001?




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