Buchkritik -- Thierry Baudet -- Oikophobie

Umschlagfoto, Buchkritik, Thierry Baudet, Oikophobie, InKulturA Der Nationalstaat, die einzige und bis dato funktionierende Garantie für Frieden, Freiheit und Wohlstand steht seit Jahren unter Beschuss einer selbst ernannten und demokratisch nicht legitimierten Elite. Es ist gewiss keine Übertreibung, wenn man diese als ein polit-mediales Kartell bezeichnet, das zielgerichtet daran arbeitet, die politischen, und das heißt im Klartext die demokratischen Spielregeln zugunsten eines europäischen Superstaates, in dem die einzelnen Nationen ihre Interessen und Belange unumkehrbar nach Brüssel transferieren und sich damit selber entmachten und schlussendlich abschaffen. Kann das funktionieren? Nein, schreibt Thierry Baudet in seinem, den offiziellen Diskurs störenden Buch, das, im Gegensatz zum herrschenden politischen Diktat, dem Nationalstaat ein unverzichtbares Format zuschreibt.

Nicht ganz Unrecht hat, wer von einem Krieg des polit-medialen Kartells gegen die Bevölkerungen der europäischen Staaten spricht. Bereits jetzt werden wichtige, eigentlich im nationalen Interesse liegende Entscheidungen von supranationalen Instanzen wie der Europäischen Union, dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, der Welthandelsorganisation und dem Internationalen Strafgerichtshof getroffen und dadurch sukzessiv die demokratisch legitimierten nationalen Regierungen und Parlamente entmachtet.

Doch das ist nur eine Front im Kampf gegen, wie Baudet es in seinem bereits 2013 in den Niederlanden erschienen Buch bezeichnet, das Eigene, das was im weitesten Sinn Heimat und Geborgenheit, Zugehörigkeitsgefühl und praktizierte (nationale) Solidarität bedeutet.

Eine weitere, nicht minder destruktive Front besteht in der von den herrschenden Eliten tolerierten, ja geradezu stillschweigend akzeptierten Flutung des europäischen Kontinents mit Menschen aus Ländern, deren politische, gesellschaftliche und religiöse Vorstellungen überwiegend inkompatibel mit unseren Werten und unserer Idee von Freiheit und Demokratie sind.

Die dritte, ebenfalls entscheidende Kampfzone ist die Destruktion des Regionalen, der lokal praktizierten und Identität stiftenden Gewohnheiten und Bräuche, deren Verschwinden zugunsten eines abstrakt Universellen die noch herrschende Vielfalt in eine anonyme und sterile Homogenität transformiert und damit das Ende des Eigenen besiegelt wäre.

Die europäischen Staaten befinden sich, so der Autor, in einer dramatisch beschleunigenden Phase der Auflösung. Allerorten findet, initiiert durch Brüsseler Ideologen, eine Umwertung statt, die z. B. aus berechtigter Kritik am Islam Fremdenfeindlichkeit und Rassismus konstruiert, aus der Idee des Nationalstaats Kriegshetze ableitet und die Europäische Union als Friedensprojekt darstellt.

Für Thierry Baudet ist die Oikophobie, der Hass auf das Eigene, der Grund für den Kampf des politisch-medialen Establishments gegen die Nationalstaaten und deren jeweilige Werte und regionale Ausprägungen. Seine Argumente und Beispiele treffen zweifelsohne den Kern der Sache und sollte dieser sich rapide beschleunigende Vorgang nicht gestoppt werden, dann droht den europäischen Nationen, mit anderen Worten uns allen, wie der Autor es schreibt, diese Zukunft: "Geistig heimatlos und politisch enteignet."




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Veröffentlicht am 26. November 2017