Philosophie Magazin -- 03/2017

Umschlagfoto, Philosophie Magazin, 03/2017, InKulturA Nicht nur im sog. postfaktischen Zeitalter, sollten wir tatsächlich in ein solches eingetreten sein, ist der Zweifel gegenüber als Wahrheit oder Tatsache postulierten Aussagen ein probates Mittel, sich seine geistige Unabhängigkeit zu bewahren. "Und woran zweifelst du?", diese Frage stellt das philosophie-Magazin in seiner aktuellen Ausgabe.

Philipp Hübl zeigt sechs beliebte Allgemeinheiten, denen viele nur all zu gern Glauben schenken. Darunter "Impfen macht krank" und "Alles ist Ansichtssache". Dagegen zeigen Lorraine Daston und Georg Mascolo in ihrem Gespräch Möglichkeiten auf, die Falle des von Wissen unbelasteten Vorurteils zu meiden.

Eigentlich, und das wird im Dialog mit dem Urgestein der amerikanischen Linken, Noam Chomsky deutlich, ist aufgeklärtes Denken eine menschliche Fähigkeit, die durch die universelle Struktur der Sprache ermöglicht wird. Es liegt in der Natur des Menschen und seine Freiheit, so Chomsky, liegt eben in diesen angeborenen Sprachstrukturen.

Michel Eltchaninoff analysiert Marine Le Pens – bislang erfolgreichen – Versuch, das Vokabular des Front National zu verändern, indem sie sich auf linke und rechte Denker Frankreichs bezieht und die Grenze zwischen den politischen Lagern, zumindest im Wahlkampf, zu neutralisieren.

Ein ganz besonderes "Schmankerl" ist der Beitrag von Nils Markwardt über ein spezifisch dänisches Wort. "Hygge", mit "Gemütlichkeit" nur unzureichend ins Deutsche übersetzt, ist wohl die dänische Auffassung von Lebensglück, die sogar das urbane Leben Kopenhagens in einem anderen, ruhigeren Rhythmus schlagen lässt, als andere europäischer Metropolen. Etwas ist eben anders im Staate Dänemark.

Der Klassiker ist diesmal George Orwell und seine Vision eines Überwachungsstaates, dessen Allmacht aktuell von der Freiwilligkeit individueller Datenpreisgabe sogar noch übertroffen wird. Die Geschichte wird, zumindest bei Orwell, immer wieder den politischen Parolen der Gegenwart angepasst und Gedanken-Verbrechen, also Abweichung vom erlaubten Mainstream, werden verfolgt. Moment mal, das fällt mir ein, dass ja auch Heiko Maas und seine Kollegen derzeit etwas Ähnliches planen. Postfaktisch ist nicht zuletzt eine Frage des Standpunktes.





Veröffentlicht am 26. März 2017